Er kam als Letzter, hat sich aber im Eiltempo beim VfB Stuttgart etabliert. Philipp Förster glänzt als Stammkraft, Torschütze und nun auch als Vorbereiter. Geht da noch mehr?

Sport: Carlos Ubina (cu)

Bielefeld - Marc Oliver Kempf hatte die Lücke in der Bielefelder Abwehr entdeckt. Der Abwehrspieler des VfB Stuttgart passte, war sich plötzlich aber nicht mehr so sicher, ob sein Zuspiel den Adressaten auch erreichen würde. „Ich habe gedacht“, erinnerte sich Kempf nach der Partie, „dass der Ball einen Tick zu weit gespielt ist.“ Doch da hatte er seinen Mitspieler unterschätzt – wobei das eigentlich nicht mehr passieren sollte.

 

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Philipp Förster heißt der junge Mann, der den Ball dann doch noch erreichte, kurz danach auf Hamadi Al Ghaddioui passte – und nun von sich behaupten darf, auch seine erste Torvorlage für den VfB Stuttgart auf dem Konto zu haben. Auf dem Konto, das nach nur drei Partien im Dress des Absteigers schon reichlich gefüllt ist. „Er hat sich von Anfang an gut eingebracht“, lobte am Freitag der VfB-Trainer Tim Walter.

Erst kurz vor Ende der Transferperiode war Philipp Förster ja vom SV Sandhausen zum VfB gewechselt. Im ersten Spiel danach (in Regensburg): ein Platz in der Startelf beim ersten Auswärtssieg der Saison. Im zweiten Spiel (gegen die SpVgg Greuther Fürth): das erste Tor beim 2:0-Erfolg. Und nun, beim dritten Auftritt für die Stuttgarter in Bielefeld eben diese Torvorlage. Das klingt schon ziemlich beeindruckend – aber es gibt Menschen, die trauen dem 24-Jährigen aus Bretten noch viel mehr zu. Zum Beispiel Kenan Kocak.

Sein Ex-Coach traut ihm auch die Bundesliga zu

„Er hat noch Luft nach oben“, sagt der Coach, der Förster einst beim SV Sandhausen trainierte, und denkt sogar schon an die Zeit nach dem aktuell wahrscheinlichen Aufstieg des VfB: „Er ist ein sehr intelligenter Spieler, der auch eine Liga höher spielen kann.“ Der VfB jedenfalls, habe „einen guten Fang“ gemacht. An dessen Qualität der Club nicht unbeteiligt ist.

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Philipp Förster kickte – nach seiner Zeit unter Tim Walter in der C-Jugend des Karlsruher SC – schließlich schon in der Jugend des VfB. Doch erst über den Umweg mit den Stationen Waldhof Mannheim, 1. FC Nürnberg und SV Sandhausen landete er im Profiteam der Stuttgarter. Als letztes, noch fehlendes Teilchen im Kaderpuzzle von VfB-Sportdirektor Sven Mislintat, der Förster so beschreibt: „Ein sehr guter Fußballer, sehr spielintelligent, körperlich robust, mit Zug zum Tor.“

„Man kann schon sagen, dass ich ein Spätzünder bin“, sagt Förster selbst zu seinem bisherigen Karriereweg, „ich musste mir alles erarbeiten. Und ich bin mit meiner Entwicklung noch nicht am Ende.“ Beim VfB, so scheint es, hat er die nächste Entwicklungsstufe im Eiltempo erklommen. „In der zweiten Halbzeit war er stark“, sagte Walter in Bielefeld und urteilte: „Er ist charakterlich ein super Typ.“ Und so etwas wie der Mann der Stunde beim VfB. Als Stammspieler, Vorbereiter, Torschütze und ungeschlagener Tabellenführer. Wie gesagt: Ganz schön viel für gerade einmal drei Spiele.