Moses Bangura, Träger des Innovationspreises des Next Einstein Forums, will seinen Landsleuten in Sierra Leone helfen: Drohnen könnten Medikamente in entlegene Gebiete bringen und so Leben retten.

Dakar - Beim Fortschritt überspringt Afrika gelegentlich eine Zwischenstufe: Statt ein Festnetz fürs Telefon flächendeckend auszubauen, hat das Handynetz im letzten Jahrzehnt selbst den kongolesischen Busch erobert. Moses Bangura, Ingenieurwissenschaftler an der Universität Canberra, forscht seit einigen Jahren an der Aerodynamik für Drohnen mit vier Rotoren – und auch Bangura will seinem afrikanischen Heimatland Sierra Leone zu Fortschritt verhelfen. In mehreren Aufsätzen hat er die Stabilität und Robustheit von Quadrocoptern beschrieben und berechnet.

 

Doch sein Ziel ist konkret: Er möchte mit Hilfe eines Sponsors eine Transporter-Drohne für den afrikanischen Markt entwickeln. Sie soll lebenswichtige Medizin oder Blutproben über unpassierbare Landstrecken fliegen können. Sie könnte auch in den durch Staus chronisch verstopften Städten Afrikas eingesetzt werden. Vor Augen hat Bangura aber eine 82 Kilometer lange Straße in Sierra Leone, die die Stadt Kailahun an der Grenze zu Guinea mit der Diamantenstadt Kenema verbindet. Kailahun war ein Hotspot der Ebola-Seuche. Die Straße ist in der Regenzeit oft unpassierbar, oder die Autos benötigen viele Stunden für die Fahrt. „Eine Transportdrohne könnte helfen. Es darf doch nicht von der geografischen Lage eines Menschen abhängen , ob er eine lebensrettende Medizin erhält oder nicht“, sagt Bangura. Seine Drohne soll maximal 20 Kilogramm schwer sein, eine Nutzlast von acht Kilogramm tragen, und sie müsste für diese Entfernung 45 Minuten fliegen können. Sie soll eine hohe Redundanz und Robustheit auszeichnen.

Nicht nur Hochzeiten und Partys filmen

Beim Next Einstein Forum (NEF), einer Wissenschaftskonferenz von rund 500 afrikanischen Nachwuchsforschern in Dakar Anfang März, hat Moses Bangura den Forschungspreis „Challenge of Invention to Innovation“ gewonnen. Nach seiner Präsentation hat er sich von der Jury einige Fragen gefallen lassen müssen: Warum er an einer Drohne forsche, wo doch starke US-Konzerne wie Amazon selbst auf dem Terrain tätig seien. Amazon arbeitet bekanntlich unter dem Titel „Prime Air“ an einer Lieferdrohne, die eine Reichweite von 24 Kilometern besitzt und in einer Höhe von 120 Metern fliegt.

Bangura entgegnete daraufhin, die jetzt auf dem Markt erhältlichen Drohnen seien doch vor allem zum Filmen „von Hochzeiten und Partys“ da. Die strengen Luftfahrtverkehrsregeln in den USA und Europa behindern aus seiner Sicht eine rasche Entwicklung. In Afrika könnte es leichter sein, bürokratische Hürden für eine Teststrecke für den Drohneneinsatz zu überwinden. Banguras Zeitplan ist ambitioniert: Im März hat er seine Gesellschaft Rokel Deliver Service gegründet, bis November will er die Plattform für die Drohne entwickelt haben, bis Februar 2017 möchte er die Luftfahrtgenehmigung aus Sierra Leone erhalten und im März 2017 mit dem Flugbetrieb beginnen. Mit Hilfe von Sensoren und Kontrollstationen am Boden soll die Drohne gesteuert werden. „Mit unserer Geschäftsidee wollen wir Mittel gewinnen, um den Prototyp zu bauen, Bodenstationen zu errichten, den Probebetrieb zu starten und Pilotstudien zu finanzieren“, sagt Bangura. Der vom Next Einstein Forum verliehene Preis besteht darin, dass Bangura eine Reise zur Zukunftsmesse „Falling Walls“ im November in Berlin erhält – dort kann er seine Idee vorstellen.