Nico Rosberg spricht im Interview über den FC Bayern, die Millionen-Ablösesummen in der Fußball-Welt und sein soziales Engagement für Kinder.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Nico Rosberg hat seinen früheren Dienstwagen endgültig im Mercedes-Museum geparkt und vor vielen Medienvertretern über die Formel 1, den Motorsport und Autos gesprochen. Wir haben ihm nach der Veranstaltung ein paar Fragen abseits des Motorsports gestellt – und zwar über seine zweite sportliche Liebe: den Fußball.

 
Herr Rosberg, wie haben Sie den Auftakt der Fußball-Bundesliga erlebt?
Ehrlich gesagt, gar nicht. Ich wusste nicht, dass die Bundesliga wieder angefangen hat. Mit einer hochschwangeren Frau zuhause, einer kleinen Tochter und neuen Job-Projekten ist man am Limit. Gerade lege ich meine größte Intensität auf das Familienleben, daneben stecke ich in der Entdeckungsphase, in welche Richtung mein berufliches Leben nun gehen soll. Da bleibt nicht viel Zeit für die Kür.
Wann kommen Sie zum Fußball-Schauen?
Ich verfolge die Bundesliga nur live, wenn echte Highlight-Partien auf dem Programm stehen, bei internationalen Spielen jedoch, da versuche ich, immer am Fernseher dabei zu sein. Ich bin Bayern-Fan, aber mich interessieren vor allem die internationalen Spiele, denn die Bayern sind dort unser deutsches Aushängeschild.
Im internationalen Fußball wurden kürzlich 222 Millionen Euro Ablöse für Neymar gezahlt. Das ist mehr Geld als die meisten Formel-1-Teams als Saisonetat zur Verfügung haben.
Was geht einem dabei durch den Kopf? Natürlich ist das eine Schwindel erregende Summe und man ist kurz geschockt, weil man das Gefühl hat, die Summen gehen ins Uferlose. Aber der Markt scheint ja vorhanden zu sein, dass so etwas gezahlt wird. Mir fehlt da allerdings das Fachwissen und die Hintergründe, um das als richtig oder falsch einzuordnen. Ich bin kein richtiger Fußball-Experte.
Und die geschätzten 90 Millionen Euro, die Cristiano Ronaldo pro Jahre verdienen soll?
Das ist schon heftig, ja. Aber ich muss auch sagen: Respekt, wenn er das für sich so aufgebaut hat, denn diese Summe bekommt man ja nicht einfach geschenkt – und er ist eben der beste Fußballer der Welt. Er vermarktet sich wirklich sehr gut.
Lewis Hamilton ist bestverdienender Formel-1-Fahrer mit geschätzten 41 Millionen Euro.
Nein. Alonso. Alonso. Also das habe ich so gehört. Was er bekommen soll? Keine Ahnung.
Genügt der Hinweis auf den Markt, um solche Summen in der Gesellschaft zu rechtfertigen?
Das ist natürlich ein schwieriges Thema. Natürlich mag das extrem viel Geld dafür sein, dass wir im Kreis fahren, wenn ich das mal so extrem ausdrücken darf. Aber so ist es doch, letztlich bestimmt der Markt die Gehälter.
Sie sind zufrieden, wie Sie sich in Ihrer Karriere vermarktet haben?
Ich schätze mich sehr, sehr glücklich, dass ich mein Hobby zum Beruf machen durfte – und dass gleichzeitig das Autorennen-Fahren so gut bezahlt wird. Das ist ein Riesen-Glück. Daran hat ein Michael Schumacher aber auch einen enormen Anteil, denn er hat unseren Sport in Deutschland groß gemacht. Davon habe ich natürlich sehr profitiert und dafür bin ich dankbar.
Bleiben wir beim Geld, kommen aber zu sozialen Projekten. Sie engagieren sich für die Trinkwasser-Initiative Viva con agua, dafür treten Sie am Dienstag in St. Pauli im E-Kart gegen Ewald Lienen, dem technischen Direktor des FC St. Pauli an.
Ja, jetzt habe ich die Zeit, solche Dinge anzustoßen. Soziale Projekte sind ein Thema, das ich nun angehen möchte. Ich werde in Hamburg auch ein Kinderkrankenhaus besuchen, aber das mache ich nicht öffentlich. All diese Aktivitäten gehören zu meiner Entdeckungsphase. Ich helfe schon immer gerne und wo ich kann, ein Herz für Kinder, Viva con agua - ich würde aber gerne eine neue, eigene Herzensangelegenheit für mich finden, in der ich mich über viele Jahre hinweg engagiere. Aber da bin ich noch auf der Suche. Ich finde, dass ich in meiner privilegierten Position dazu verpflichtet bin.