Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller spricht nach der Wahl von Donald Trump von großen geopolitischen Sorgen, obwohl sich die wirtschaftlichen Aussichten für ihr Unternehmen bessern.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Für den Ditzinger Maschinenbau- und Laserkonzern Trumpf sind die USA der wichtigste Einzelmarkt, noch vor Deutschland und China. Das Unternehmen ist dort seit 1969 aktiv, beschäftigt in den USA 1800 Mitarbeiter, die zuletzt für 800 Millionen Dollar Umsatz sorgten. Das Hauptquartier ist in Farmington (US-Bundesstaat Connecticut). Der Ausgang der US-Wahl hat für die Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller, die 1959 in Ohio geboren wurde, deshalb neben der politischen auch große wirtschaftliche Bedeutung.

 

In einem Statement zur US-Wahl, das wir im Folgenden wörtlich wiedergeben, findet Nicola Leibinger-Kammüller deutliche Worte. Das sind ihre wichtigsten Punkte:

  • Ihre größte Sorge: Dass Trump die Ukraine militärisch fallen lassen könnte und aus internationalen Abkommen aussteigt
  • Ihre Hoffnung für das Unternehmen: Wieder mehr Bestellungen bei Trumpf in den USA, weil politisch nun „Klarheit herrscht“
  • Ihre Erkenntnis: Amerikanische Wähler lassen sich von höheren Zöllen nicht abschrecken

Das Statement von Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller

„Die Zuspitzung und Vulgarisierung der politischen Kultur durch Trump haben offenbar nicht abschreckend gewirkt. Und auch nicht das Heraufbeschwören einer Politik, die von der Durchsetzung amerikanischer Interessen durch die Androhung neuer Zölle auch gegen deutsche Produkte lebt. Wenn man sich den Satz der US-Bürgerin Hannah Arendt vor Augen führt, dass wir Menschen überhaupt nur darum zur Politik begabte Wesen sind, weil wir mit Sprache begabte Wesen sind, ist dieses Ergebnis umso frappierender.

Zugleich weiß ich mit Blick auf die Wirtschaft aus Gesprächen mit Kunden und Mitarbeitern in den USA, dass das Ergebnis trotz staatlicher Maßnahmen wie dem Inflation Reduction Act (IRA) nicht überraschend kam. Die Probleme gerade des Mittelstands sind ähnliche wie in Europa: zunehmende Einmischung des Staates, Bürokratie, drohende Steueranhebungen für Unternehmen, gestiegene Zinsen.

„Wahljahre waren immer schlechte Umsatzjahre für Trumpf“

Mit Blick auf das Inlandsgeschäft in den USA erwarte ich, dass die Bestellungen wieder anziehen werden, da jetzt „Klarheit herrscht“ für die kommenden vier Jahre. Statistisch gesehen waren Wahljahre in Amerika immer schlechte Umsatzjahre für Trumpf in unserem wichtigsten Auslandsmarkt. Zumal Trump die Körperschaftssteuern anders als Kamala Harris dem Vernehmen nach nicht erhöhen wird.

Etwas anderes aber wiegt für mich schwerer: Man kann nur hoffen, dass Trump seine Ankündigung eines Ausstiegs der USA aus internationalen Abkommen sowie des militärischen Fallenlassens der Ukraine nicht wahr macht. Dies hätte gravierende geopolitische Konsequenzen auch für Deutschland und ist daher vor den geschäftlichen Belangen meine größte Sorge am heutigen Tag.“