Der frühere Rechtspopulist Joram van Klaveren konvertiert zum Islam. Das macht viele Holländer fassungslos. Doch steckt wirklich religiöse Überzeugung dahinter?

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Den Haag - Einst war er zusammen mit seinem Parteichef Geert Wilders einer der schärfsten Islamkritiker der Niederlande. Joram van Klaveren nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, den Islam und die vermeintliche Intoleranz dieser Religion sowie die Unterdrückung von Frauen im Islam zu kritisieren.

 

Vor dem Haager Parlament sagte er: „Muslime sind antisemitisch und homophob. Es gibt auffallend viel homophobe Gewalt unter marokkanischen Jugendlichen. Die Frau wird im Islam nur über den Mann definiert – als Ehefrau, Tochter oder Schwester von. Der Grund für all das Elend ist der Islam.“

  Jetzt ist der 39-jährige Joram van Klaveren, der für die von Geert Wilders geführte islamkritische Partei für die Freiheit (PVV) von 2010 bis 2014 im Haager Parlament als Abgeordneter saß, selbst Muslim geworden. Nun huldigt er der Religion, die er einst so scharf kritisierte.   Enthüllt hat der einstige PVV-Frontmann und Islamkritiker van Klaveren seinen Glaubenswechsel im TV-Magazin „Dit is de Dag“ (Das ist der Tag) in einem Interview mit dem Moderator und bekennenden Christen Tijs van den Brink. Der fragte ihn: „Bist du jetzt echt Muslim?“ Antwort: „Ja, wenn man an einen Gott glaubt und glaubt, dass Mohammed sein Prophet ist, dann bin ich Muslim.“ Van den Brink hakt nach: „Also du bist jetzt Muslim?“ Antwort: „Ja, ich bin Muslim.“  In dem Interview entschuldigt sich Joram van Klaveren bei den Muslimen  dann sogar noch dafür, dass er ihre Religion lange Jahre so heftig kritisiert hat.  

„Ich entdeckte den Islam neu“

Die Nachricht löste in den Niederlanden mehr als nur Kopfschütteln aus. Ein Islamhasser geht nun selbst vor Allah in einer Moschee auf die Knie? Der sensationelle Übertritt könnte aber auch ein PR-Coup sein. Denn Joram van Klaveren hat ein Buch über den Islam geschrieben, bei dem er sich von Muslimen beraten ließ und das demnächst in den Niederlanden erscheinen soll. Titel „Abtrünnige“.

Es ist eine Autobiografie, in der van Klaveren seinen Glaubenswandel beschreibt. „Während des Schreibens über den Islam entdeckte ich immer mehr Dinge, die mir zu denken gaben und die mein bisheriges Bild über den Islam infrage stellten“, sagt er heute. „Aber es fiel mir schon sehr schwer, meinen christlichen Glauben aufzugeben.“

Möglicherweise will van Klaveren durch seine spektakuläre Ankündigung, Muslim geworden zu sein, nur die Verkaufszahlen seines Buches nach oben treiben.   Denn politisch war er in eine Sackgasse geraten. Er hatte sich mit PVV-Parteichef Geert Wilders überworfen und die PVV im Streit verlassen. Sein Versuch, 2017 eine neue rechtsgerichtete Partei „Voor Nederland VNL – Für die Niederlande“ zu gründen, scheiterte kläglich. Die VNL und damit van Klaveren konnten keinen einzigen Sitz im 150 Abgeordnete zählenden niederländischen Parlament  bei den letzten Wahlen erobern. Und das, obwohl es in den Niederlanden keine Fünfprozenthürde gibt und rund 66 000 Stimmen reichen, um ein Mandat im Haager Parlament erringen zu können.

  Der Gedanke, dass van Klaveren mit seinem Bekenntnis zum Islam auch merkantile Interessen verfolgt, scheint deshalb nicht völlig abwegig zu sein. Es wäre aber eine durchaus frgwürdige Methode.