In der niederländischen Stadt Gouda sorgt der geplante Neubau einer Großmoschee für Wirbel. Mit dem Mammutprojekt können sich sogar viele Muslime nicht anfreunden.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Amsterdam - Der Streit über den Bau der neuen Moschee in der Käsestadt Gouda, welche die größte der Niederlande werden soll, nimmt immer kuriosere Formen an. Jetzt machen sogar Muslime selbst dagegen mobil. Der Grund: sie werden von ihren Glaubensbrüdern, die im Vorstand für die Moschee namens „El-Wahda“ (Die Einheit) sind, erpresst. Die Muslime von Gouda sollen pro Familie „freiwillig“ 1500 Euro für den Neubau spenden. Andernfalls dürften sie das neue islamische Gotteshaus fünf Jahre lang nicht besuchen. „Sie drohen uns auch noch mit anderen Strafen“, sagt Mohamed Massoudi: „Zum Beispiel damit, dass man uns im Todesfall die rituelle Leichenwaschung vorenthalten wird.“

 

Das neue „Mekka der Niederlande“?

Massoudi hat sich mit 350 weiteren Muslimen zu einer Anti-Moschee-Gruppe zusammengeschlossen. Unter ihnen sind viele liberal eingestellte Gläubige. Sie befürchten, dass in dem neuen Bau radikale islamische Kräfte wie etwa Salafisten das Sagen haben könnten und regelmäßig radikale Prediger zu den Freitagsgebeten eingeladen würden. Sie wollen lieber ihre bisherigen kleinen Gebäude behalten. Doch die geplante Großmoschee soll – so die Idee – alle anderen islamischen Gotteshäuser in der Stadt ersetzen. Auch viele andere Einwohner von Gouda lehnen das Mammutprojekt ab mit der Begründung, man wolle nicht zum „Mekka der Niederlande“ werden.

Eingemauert vor Schule und Kindergarten

Viel Wirbel gibt es um das Vorhaben schon seit Wochen. Denn gebaut werden soll auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne – aber nicht nur die Moschee soll dort entstehen, sondern auch eine Schule und ein Kindergarten. Dagegen protestierte der Moschee-Vorstand, weil dort Lehrerinnen und Erzieherinnen arbeiten würden; der Anblick von Frauen aber könne die männlichen Muslime von ihrem Freitagsgebet ablenken. Doch der Stadtrat von Gouda ließ sich von seinem Bebauungsplan nicht abbringen. Damit die männlichen Muslime bei ihren Gebeten durch den möglichen Anblick von Frauen in der unmittelbaren Nachbarschaft der Moschee nicht gestört werden, haben die Räte jetzt allerdings beschlossen, dass zwischen der Moschee, der Schule und dem Kindergarten eine riesige Mauer hochgezogen wird. Auf diese Weise soll sichergestellt sein, dass kein weibliches Wesen von der Andacht ablenkt.