Die niederländische Ex-Königin Beatrix musste bei der Weihnachtsansprache 2010 den Text ändern. Damals wollte sie kritische Worte über Geert Wilders und die von dem Rechtspopulisten und Islamkritiker geleitete Freiheitspartei PVV sagen.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Den Haag - Wenn sich zu Weihnachten Staatsoberhäupter in der traditionellen Weihnachtsansprache an ihr Volk wenden, dann haben diese Reden oft etwas Gesalbtes, Nachdenkliches, manchmal auch etwas Kritisches. Das gilt besonders für Ex-Königin Beatrix, die in ihrer Amtszeit 33 Weihnachtsansprachen hielt und sich dabei immer die Freiheit nahm, heikle Themen anzusprechen.

 

So wollte es Beatrix auch 2010 halten, als sie noch Königin der Niederlande war. Damals wollte die Monarchin, die am 30. April 2013 abdankte, kritische Worte über Geert Wilders und die von dem Rechtspopulisten und Islamkritiker geleitete Freiheitspartei PVV sagen. Doch das durfte sie nicht. Ministerpräsident Mark Rutte, ein Liberaler, hat ihr das verboten und ihre Weihnachtsansprache zensiert. „Ihre Majestät musste die Rede dreimal ändern“, enthüllt der Autor Mark van Dijk in seinem Buch: „Der Papst von Amsterdam.“ Van Dijk hat eine exzellente Quelle: Es ist Huub Oosterhuis, Pfarrer, Liederschreiber und enger Freund von Ex-Königin Beatrix und der königlichen Familie Oranien-Nassau. Der einflussreiche Theologe plaudert aus dem Nähkästchen. Er habe die damalige Königin Beatrix im Januar 2011 besucht, also kurz nach der Zensur bei ihrer Weihnachtsansprache 2010.

„Die Monarchin war wütend“

„Die Monarchin war wütend“, wird Oosterhuis zitiert. „Sie musste den Text dreimal bei Premier Rutte einreichen.“ Als die zensierte Ansprache von einem TV-Team aufgenommen wurde, habe sie ihre Rede mehrmals unterbrochen. Einmal sei sie sogar aufgestanden und mit ihrem Hund spazieren gegangen. Erst dann sei ihre Wut abgeklungen und sie las die Weihnachtsansprache zu Ende.

Nun muss man zwei Dinge wissen, um die Zensur zu verstehen. Rutte war an Weihnachten 2010 als neu gewählter Premier der Niederlande erst zwei Monate im Amt. Er war damals Chef einer Minderheitsregierung, die von Wilders und dessen PVV toleriert wurde. Er war also abhängig von Wilders. In den Niederlanden ist der Ministerpräsident für das politisch verantwortlich, was der König oder die Königin sagt. So steht es in der Verfassung. In der Weihnachtsansprache hat er oder sie aber viel Freiheit, die eigene Meinung zu äußern. Das hat Beatrix immer gemacht. Nur zu Weihnachten 2010 durfte sie das nicht.