Beim DFB-Bundestag in Nürnberg ist der Präsident Wolfgang Niersbach bis 2016 in seinem Amt bestätigt worden. Gleichzeitig übte er heftige Kritik an der WM-Vergabe 2022 nach Katar.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Nürnberg - Der Festakt anlässlich des 41. DFB-Bundestages im Nürnberger Convention Center war bereits zwei Stunden alt, als der Moderator Ralf Köttker etwas verschämt feststellen musste, dass nun endlich die erste Frau die bunt geschmückte Fußballbühne betrat. Birgit Prinz, die 214-fache Nationalspielerin, Welt- und Europameisterin, wurde zur ersten Ehrenspielführerin des Deutschen Fußball-Bundes gekürt. Zuvor hatte Franz Beckenbauer seine frisch erworbene Ehrenmitgliedschaft mit einem milden Lächeln quittiert. Warum gerade jetzt? „Der Präsident Wolfgang Niersbach hat mir erklärt, ich solle den Altersschnitt ein wenig senken“, scherzte der 68-Jährige.

 

Der 6,8 Millionen Mitglieder und 25 500 Vereine umfassende DFB ist dennoch alles andere als eine antike Altherrentruppe. Er ist der größte Sportfachverband der Welt – und mit einem Jahresbudget von 211 Millionen Euro der reichste dazu. So lobte auch der Adidas-Chef Herbert Hainer, dessen Haus dem DFB seit Jahrzehnten als Sponsor verbunden ist, den Verband als ein  „Premiumprodukt im internationalen Fußball“. Unter dem Motto „Vereint. Innovativ. Leistungsstark“ hat Wolfgang Niersbach die 259 Delegierten in Nürnberg zusammengerufen.

Und ein Signal für die Zukunft hat der ehemalige Sportjournalist, der am Freitag vom höchsten Gremium der deutschen Fußballer bis 2016 im Amt des Präsidenten bestätigt wurde, auch gesendet. Es war zugleich ein gewiefter Schachzug, im Beisein des Uefa-Präsidenten Michel Platini in Sachen Fußball-Europameisterschaft 2024 schon jetzt den Finger zu heben. Wie weit der DFB dabei seiner Zeit voraus ist, zeigt allein die Tatsache, dass die Bewerbungsfrist für die Euro 2024 erst 2017 beginnt.

Ein wohlwollendes Lächeln von Platini

Doch Niersbach stellte klar: „Das ist kein PR-Gag, sondern wir meinen es sehr ernst“, sagte der Präsident, der dann 18 Jahre nach der Fußball-WM 2006 wieder ein großes Turnier nach Deutschland holen will. „Unsere Stadien müssten ein wenig modernisiert werden“, sagte Niersbach, „dann werden sie noch schöner, als sie heute bereits sind.“

Michel Platini schenkte dem deutschen Anliegen ein wohlwollendes Lächeln. „Deutschland ist ein starker Kandidat“, sagte der Franzose, von Niersbach in Nürnberg als „très cher ami Michel“ (teurer Freund Michel) begrüßt, höflich: „Aber ich muss mich erst um die anderen Turniere kümmern.“ Natürlich weiß aber auch der Uefa-Boss, dass die Chancen der Deutschen – nicht zuletzt nach ihrer großartigen WM 2006 – beachtlich sind, das zu bekommen, was sie wollen. Zumal Michel Platini selbst die EM auf 24 Teilnehmer aufgebläht hat. Viele potenzielle Ausrichter für so ein Mammutturnier gibt es nicht. Nicht nur der sonst kritische Günter Netzer sieht den deutschen Fußball daher „sehr gut aufgestellt“.

Schließlich ist Fußball made in Germany ein Faktor auf der internationalen Bühne. Deutlich wird dies auch an der Personalie Horst R. Schmidt, der nach vier Jahrzehnten beim DFB, unter anderem als   Generalsekretär   und Schatzmeister,  den Verband altersbedingt verlassen muss. Gefragt ist „Mister Ticketing“ nun am Zuckerhut, wo er im Auftrag des Weltverbandes Fifa die Vergabe der Eintrittskarten für die WM 2014 in Brasilien verantwortet.

Den DFB drücken interne Sorgen

Deutliche Kritik übten die Deutschen allerdings just an der Fifa: „Die Weltmeisterschaft 2022 in Katar ist eine Belastung für den Fußball“, sagte der DFB-Präsident angesichts der Probleme mit Zwangsarbeit auf den WM-Baustellen sowie der Klimaproblematik und forderte „eine politische Einflussnahme“. Noch deutlicher wurde der erste Vizepräsident Reinhard Rauball, der auch Chef des Ligaverbandes (DFL) ist: „Eine WM darf nicht auf ein sklavenähnliches System aufbauen.“

Bei allem internationalen Glanz drücken den DFB aber auch interne Sorgen: Da sind die Amateure, deren Engagement mit einer 2,5 Millionen Euro teuren Kampagne aufgewertet werden soll. Das Nachwuchsleistungszentrum für die Talente des Landes ist noch nicht auf den Weg gebracht, obendrein sind dem DFB in den unteren Altersklassen der zehn- bis 14-Jährigen – auch aufgrund der demografischen Entwicklung – 4000 Mannschaften weggebrochen.

Und der Posten des Sportdirektors bleibt nach dem Abgang von Robin Dutt zu Werder Bremen bis zum August 2014 unbesetzt, ehe Hansi Flick, der Assistenztrainer der Nationalelf, den Job übernimmt.