Squash-Profis gibt es in Deutschland nicht viele. Nils Schwab ist einer davon. Zumindest für ein Jahr will der 18-Jährige von der Sport-Insel Stuttgart nun etwas ganz Besonderes wagen.

Stuttgart/Böblingen - Ein Jahr hat sich Nils Schwab gegeben. Ein Jahr, um herauszufinden, wie es sich anfühlt, ein Vollprofi zu sein. Jetzt, da er seine Fachhochschulreife in der Tasche hat, ist der Zeitpunkt günstig. Während sich andere nach dem Abschluss ein Jahr im Ausland gönnen, gönnt sich Nils Schwab ein Jahr im Glashaus.

 

Die Ziele, die der 18-Jährige aus Magstadt diese Saison erreichen will, sind hoch. Er möchte zu den besten 15 Junioren auf der Welt gehören – vor allem um eine gute Setzung für Welt- und Europameisterschaften zu bekommen. Derzeit steht er als bester Deutscher auf Position 91 des World-Junior-Rankings und ist 57. der Europäischen Junioren-Rangliste. Zweimal pro Tag trainiert Schwab für sein Ziel, nimmt sich nur einen Tag Pause pro Woche. Seit dem Schulabschluss hat Nils Schwab, der für die Sport-Insel Stuttgart (SIS) zum Schläger greift, sein Trainingspensum quasi verdoppelt.

Schnell war der Fußball ohne Chance

Dass der 1,87-m-Mann einmal Squash spielen würde, war absehbar. Seine Mutter Annette Schwab betreibt den Squash-Tempel in Magstadt. Sohn Nils wuchs in den Courts auf. Sein Talent war unverkennbar, auch wenn Squash zu Beginn noch mit dem Fußball konkurrieren musste. Schon bald wurde der Landesjugendtrainer Patrick Gässler auf ihn aufmerksam – und schnell war klar: Der Fußball hat keine Chance.

Am Anfang war allerdings vor allem Nils’ Vater skeptisch, ob eine Squash-Karriere das Richtige für den Sohn sei. Damals, als Patrick Gässler den Jungen mit zwölf Jahren zum ersten deutschen Ranglistenturnier angemeldet hat. „Heute“, sagt der Magstadter, „ist mein Vater mein größter Fan.“ Und der durfte in letzter Zeit oft jubeln. Zum Beispiel als der Sohn deutscher U-17-Meister wurde oder im Juli bei der WM unter den besten 32 landete. Aktuell steht Schwab auf Rang eins der deutschen Jugendrangliste.

Sein Trainer und Entdecker Patrick Gässler, nicht nur Landesjugendtrainer, sondern auch Coach des Bundesliga-Teams der Sportinsel, hat Nils Schwab vor drei Jahren zur SIS geholt. Und er gerät fast ins Schwärmen, wenn er nach den Vorzügen seines Schützlings gefragt wird. „Es ist die Kombination aus sehr viel Talent, einer schnellen Auffassungsgabe und Fleiß“, sagt er und lobt auch die mentale Stärke von Nils Schwab: „Er zeigt so gut wie nie Nerven.“

Der Jüngste in der jungen Mannschaft

Nils Schwab ist der Jüngste in einer jungen Sportinsel-Mannschaft. Patrick Gässler ist auch erst 34 Jahre alt und will mit seinem Team etwas Langfristiges aufbauen. „Diese Saison ist dafür da, um Erfahrung zu sammeln“, sagt er, betont aber schnell: „Das darf kein Alibi für die Spieler sein.“

Normalerweise ist die Endrunde um die deutsche Meisterschaft für die Sportinsel in jeder Saison fest eingeplant. Diese Runde ist nach den Abgängen der Stammspieler Yannik Omlor (nach Worms) und Ben Petzold (nach Karlsruhe) eine Wundertüte. Für die jungen Spieler bietet sie vor allem die Chance, sich zu beweisen. Nils Schwab hatte in der vergangenen Runde, als die SIS Vizemeister geworden ist, zwei Einsätze, davor spielte er bereits ein Jahr lang in der Oberliga, jetzt gehört er erstmals fest zur ersten Mannschaft.

Mit dem Aufstieg ins Bundesliga-Team hat Nils Schwab schon ein Ziel erreicht. Die nächsten will er in Zukunft angehen. WM, EM, Ranglistenturniere. Dafür trainiert er hart. Vor allem im nächsten Jahr. Und wenn das um ist? „Dann schaue ich, wie es weitergeht“, sagt er. Eine Verlängerung schließt er nicht aus, wohl wissend, dass man nur vom Squash auf Dauer schlecht leben kann. „Vielleicht studiere ich. Das lässt sich gut mit dem Sport vereinbaren“, sagt Nils Schwab. Bis dahin aber findet sein Leben zum größten Teil im Käfig statt.

Info

Die Deutsche Squash-Liga (DSL) wird in zwei Staffeln gespielt, aufgeteilt in Nord und Süd. An den Spielwochenenden zwischen September und März findet jeweils samstags und sonntags eine Partie für die acht Mannschaften statt. In einer Begegnung werden jeweils vier Matches an den Positionen eins bis vier ausgetragen. Die beiden nach der Hauptrunde bestplatzierten Teams der Staffeln Nord und Süd qualifizieren sich für die Bundesliga-Endrunde, in welcher der deutsche Mannschaftsmeister ausgespielt wird. Im Mai 2018 war die Sportinsel Ausrichter der Endrunde und wurde am Ende Vizemeister hinter dem Paderborner SC.

Derby gegen die Squash Devils

An diesem Sonntag steht in der Bundesliga-Saison 2018/19 das Derby zwischen den beiden Süd-Vertretern aus Stuttgart an. Die Sportinsel erwartet die Squash Devils ab 14 Uhr im Pink Power in Böblingen, Röhrer Weg 2. Der Eintritt ist frei.

Bereits am Samstag sind beide Teams gefordert. SI Stuttgart muss beim SC Güdingen antreten, die Devils empfangen den Königsbrunner SC im Squash Point Gerlingen, Dieselstraße 2 (jeweils ab 14 Uhr).

Die Squash Devils stehen nach zwei Spieltagen mit einer Niederlage und einem verlorenen Unentschieden auf dem sechsten Platz. Die Sportinsel ist mit zwei Siegen aus zwei Spielen derzeit Zweiter hinter dem Team von Black & White RC Worms, das noch keinen Punkt abgeben musste.

In der Bundesliga hat die Sportinsel noch nie einen Punkt gegen die Devils abgegeben, und wenn es nach dem Willen von Bundesliga-Manager Alexander Lukasch geht, soll dies auch am Sonntag so bleiben. „Zwischen unseren Mannschaften herrscht eine gesunde sportliche Rivalität“, sagt er und lobt die Devils für ihre gute Jugendarbeit. „Aber in der Bundesliga müssten wir die Nase vorne haben. Ein Sieg ist Pflicht, auch mit unserem sehr jungen Team.“