Spiele in 3D ohne Brille, "Augmented Reality" und 3D-Fotos. Mit dem 3DS will Nintendo Boden gut machen. Wir haben uns den Handheld angesehen.

München/Stuttgart - Wenn die Besatzung von Raumschiff Enterprise entspannen oder Sport treiben, in die Vergangenheit reisen oder für den nächsten Einsatz gegen die Klingonen trainieren will, geht sie auf Holodeck. Das ist ein Zimmer, in dem das Virtuelle plötzlich so echt erscheint, dass es nicht mehr von der Realität zu unterscheiden ist. Wasser macht dort nass, der Wind pfeift einem um die Ohren und wenn man hinfällt, tut das wirklich weh. Mit anderen Worten: das Holodeck muss der Traum jedes Spieleentwicklers sein. Denn seit Jahren versuchen Konsolenhersteller Software mit körperlichem Einsatz zu verbinden, Computerspiele "erlebbar" zu machen, wie es dann immer heißt.

Nach vibrierenden Gamepads, bewegungsempfindlichen Controlern und Steuerrung mit Körpereinsatz wie bei der Wii von Nintendo, Move bei der Sony Playstation und Kinect für die Xbox 360 », prescht Nintendo im mobilen Geschäft vor. Die portable Konsole Nintendo 3DS soll Spiele in 3D darstellen. Und zwar ohne, dass man dabei eine Spezialbrille tragen muss.

Tiefenwirkung statt echtes 3D


Benedikt Schüler, Marketingchef beim Spieleentwickler Ubisoft Deutschland, geizt bei einer Präsentation in München dementsprechend nicht mit Superlativen. Der 3DS sei eine "Revolution", das Gerät werde die Computerspielbranche tiefgreifend verändern. Nintendo setzt dabei mit 3D auf einen Effekt, der seit Monaten die gesamte Unterhaltungsbranche », vor allem in Hollywood », elektrisiert.

Wie das Vorgängermodell DS hat der 3DS zwei Monitore, wobei der obere auf 3,5 Zoll gewachsen ist und zwei leicht unterschiedliche Bilder jeweils aufs linke und rechte Auge projiziert. Das nennt man Stereoskopie ». Durch sie entsteht der Eindruck von Tiefe auf dem planen Display. Mit echten 3D-Effekten wie beim Hollywoodfilm "Avatar" ist das allerdings kaum zu vergleichen, niemand wird beim Spielen den Eindruck haben, Super Mario verlasse das Gehäude des 3DS und gehe auf dem Arm spazieren. Trotzdem ist die Tiefenwirkung beeindruckend, besonders Flug- und Rennsimulationen gewinnen durch die Technik, Fahrzeuge und Figuren wirken plastischer als bisher. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn man frontal auf den Monitor blickt, was bei einem Handheld aber die Regel ist.

Verkaufsstart am 25. März


Wer den 3D-Effekt ausschalten will, kann das jederzeit mit einem Schieberegler tun. Ab dem Verkaufsstart (25. März für ca. 250 Euro) wird es 15 3D-Spiele geben (siehe Fotostrecke), schnell sollen es mehr werden. Und auch die alten DS-Spiele sollen auf dem neuen Gerät funktionieren - dann allerdings ohne Tiefenwirkung.

Dem 3DS hat Nintendo eine neue Steuerung spendiert. Mit einem in alle Richtungen verschiebbaren Knopf ist das Navigieren in der Tiefe des Spielraums leicht, Bewegungs- und Beschleinigungssensoren registrieren zudem, ob man den 3DS nach links oder rechts hält, ihn nach oben oder nach unten reißt. Das ist vor allem für vorinstallierte "Augmented Reality"-Spiele interessant. Sie kombinieren das reale Bild mit Animationen. Um etwa einen Drachen zu töten, bewegt man den 3DS um ihn herum und feuert per Tastendruck Pfeile ab. Für Außenstehende sieht das zwar einigermaßen merkwürdig aus, ist aber ein Konzept, das durch Nintendo bald zum Massenphänomen werden könnte.

Konkurrenz von Sony


Mit dem 3DS will Nintendo an alte Erfolge anknüpfen und muss damit möglichst alle Gruppen von Spielern ansprechen. Kinder können mit "Nintendogs" Gassi gehen, Jugendliche dank "Street Pass" ihre Handhelds drahtlos miteinander kommunizieren lassen, Profi-Gamer freuen sich auf eine breite Palette bekannter Titel. Schwerer dürfte es Nintendo bei erwachsenen Gelegenheitsspielern haben. Denn die spielen zunehmend mit ihren Smartphones und wollen möglicherweise nur ein Gerät in der Tasche haben. Schon am Sonntag könnte Sony auf dem Mobile World Congress in Barcelona ein Playstation-Phone präsentieren. Ob Nintendos 3D-Effekt als Kaufargument dann noch ausreicht, wird sich zeigen.