Erst wird gebastelt, dann mit dem fertigen Pappkameraden ein virtueller Roboter im Spiel gesteuert. Mit Nintendo Labo lassen sich die digitale und die analoge Welt verbinden. Aber gelingt das?

Stuttgart - Wer mit dem Robo Set von Nintendo Labo spielen will, der kann das nicht sofort. Denn bevor man zocken kann, muss man erst einmal basteln – und das nicht zu knapp. Teil des Sets ist ein Papp-Roboter, mit dem man – ganz real und zum Anfassen – einen virtuellen Roboter im Game steuern kann.

 

Die Idee ist, mit der Nintendo Switch eine Verbindung zum klassischen Spielen in der analogen Welt zu schaffen. Bereits die Konsole selbst gilt als ungewöhnlich. Neben dem gewohnten Standard, bei dem man die Switch an den Fernseher anschließt, gibt es einen weiteren Modus. In ihm kann man die Konsole, die ein großes Display hat, wie einen Gameboy in der Hand halten und so spielen.

Neben dem Robo-Set gibt es noch zwei weitere Labo-Sets, mit denen verschiedene Gadgets aus Pappe gebaut werden können. Set 01 beinhaltet unter anderem ein Klavier und eine Angel zum Fischen, Set 03 ist auf Fahrzeuge ausgerichtet.

Spielinhalt

Normalerweise wird an dieser Stelle ein komplexer Spielablauf und eine spannende Story erklärt. Doch der Spielinhalt des Robo-Games ist schnell erzählt: Der Spieler steuert einen Roboter und zerschlägt mit ihm Gebäude und alles, was sonst noch im Weg steht. Eine Bedrohung gibt es nicht, K.o. geht der Roboter nie. Neben dem Hauptspiel gibt es 15 Trainings-Herausforderungen, in denen man neue Bewegungen erlernen kann. Mit festgelegten Manövern gilt es hier, Feinde auszuschalten.

Im Rucksack des Roboters sind Gewichte angebracht, die sich bewegen, wenn man an den Seilen zieht, die an Händen und Füßen angebracht sind. Einer der zwei Controller hat eine Infrarot-Kamera eingebaut und steckt im Rucksack. Mit der Kamera erkennt er auf den Gewichten angebrachte Klebestreifen und überträgt dadurch die Bewegungen im Spiel.

Stärken

Das Spannende an Nintendo Labo ist definitiv das Basteln. Die Anleitung dazu ist quietschig und bunt animiert. Das Bauen ist zwar langwierig, aber durch die witzigen Befehle und Animationen nicht langweilig. Positiv ist auch die Qualität der Anleitung: denn die ist wirklich idiotensicher. Wer an manchen Stellen unsicher ist, kann das virtuelle Pappmodell drehen, zoomen und so oft wiederholen, bis es passt.

Aus sehr vielen Pappbögen entsteht am Ende ein stabiler, gut verarbeiteter Roboter. Und der ist so robust, dass man keine Angst haben muss, dass er beim Spielen kaputt geht. Faszinierend ist natürlich auch, dass man mit ein paar Pappbögen startet – und dann sprichwörtlich mit Händen und Füßen einen virtuellen Roboter steuert. Die Verknüpfung von Analogem und Digitalem gelingt außerordentlich gut.

Eine Stärke des Sets ist die sogenannte Toy Con Garage. Dort ist es möglich, eigene Projekte zu kreieren. In der Garage kann der Spieler eigene Programmierungen vornehmen. Also zum Beispiel die Controller so programmieren, dass bei wiederholtem Schütteln ein bestimmter Sound erklingt. Das in Verbindung mit selbstgebauten Vorrichtungen aus Pappe soll unendliche Möglichkeiten zu Spielen ergeben – grundsätzlich eine tolle Idee.

Schwächen

Gleichzeitig ist die Toy Con Garage auch eine Schwäche des Spiels. Denn die Idee dahinter ist zwar lobenswert. Für die angesprochene Zielgruppe, also Kinder, ist das Programmieren allerdings viel zu komplex.

Während der Weg zum fertigen Roboter, also das Basteln, sehr liebevoll gemacht und durchdacht ist, enttäuscht das eigentliche Spiel. Einziges Ziel: möglichst viele Punkte im Umboxen von Häusern erreichen und dadurch den eigenen Highscore zu knacken. Es ist ein einseitiges Spiel, dessen man schnell müde wird. Weil es keine Bedrohung, keinen Feind gibt, ist die Spannung sehr gering. Andere Areale oder Herausforderungen? Fehlanzeige. Dadurch wird das Spiel sehr schnell langweilig. Für Kinder wird das sicherlich nicht ganz so schnell der Fall sein – aber insgesamt hätte dem Spiel mehr Abwechslung nicht geschadet.

Fazit

Die Idee hinter dem Projekt Labo ist toll: Wer selbst etwas baut, findet einen ganz anderen Zugang zum Spiel als nur mit zwei gekauften Controllern. Auch die kreativen Möglichkeiten, die es mit der Toy Con Garage gibt, sind theoretisch ein guter Ansatz. In der Umsetzung zeigt das Spiel aber leider Schwächen - besonders was das Gameplay an sich angeht.

Mittlerweile ist „Nintendo Labo: Robo Set“ für die Switch für etwa 55 Euro zu haben (gestartet war es mit rund 80 Euro). Für diesen Preis wird insgesamt zu wenig Spielspaß geboten. Allerdings kann man positiv in die Zukunft blicken. Die Grundlage, die mit dem Spiel gelegt wurde, lässt auf weitere, bessere Sets hoffen.

Grafik: 4 von 5

Spielspaß: 2 von 5

Atmosphäre: 4 von 5