Geld für neue Nistplätze wäre da, doch die Suche nach geeigneten Standorten ist schwierig. Seitdem der Taubenschlag am Stuttgarter Hauptbahnhof dem Umbau des Gleisvorfelds weichen musste, gibt es in der Stadt noch sechs institutionalisierte Nistplätze.

Stuttgart - Die Stadt kommt beim Aufbau von Taubenschlägen nicht voran. Zwar hat der Gemeinderat in den vergangenen Haushaltsberatungen 120 000 Euro bewilligt, um weitere Standorte einzurichten. Doch es fehlt am dafür notwendigen Personal. Um neue Standorte zu sichten, bräuchte das Ordnungsamt eine halbe zusätzliche Personalstelle. Diese hat der Technische Ausschuss des Gemeinderats am Dienstag auch in Aussicht gestellt. Sie könnte zumindest befristet aus den Projektmitteln finanziert werden, die eigentlich für den Ausbau des Taubenschlag-Netzes vorgesehen waren.

 

Dorothea Koller, die Amtsleiterin, erläuterte den Stadträten die Situation aus ihrer Sicht: „Das Geld für neue Taubenschläge wird nicht abgerufen, weil wir nicht genügend Personal haben.“ Insgesamt hat das Amt sieben in Frage kommende Standorte identifiziert, darunter auch Dächer von Gebäuden der Evangelischen Kirche. In den bisher vorhandenen Taubenschlägen seien von den Betreuern bisher immerhin 8000 Eier entnommen worden, um die Taubenpopulation zu reduzieren. Der Effekt ist allerdings nicht eingetreten: „Nach meiner Beobachtung ist die Taubenplage unverändert groß, die 8000 Eier sind nur auf dem Papier ein Erfolg“, monierte CDU-Stadtrat Philipp Hill.

Zurzeit gibt es sechs institutionalisierte Nistplätze

Seitdem der Taubenschlag am Hauptbahnhof dem Umbau des Gleisvorfelds weichen musste, gibt es in der Stadt noch sechs institutionalisierte Nistplätze: einen auf der Rathausgarage, zwei auf der Leonhardskirche, einen in Feuerbach, einen Taubenturm im Schlossgarten sowie einen auf dem Parkhaus Mühlgrün am Neckar in Bad Cannstatt. Dass solche Einrichtungen die Plage freilich nicht immer beseitigen, sondern sogar noch verstärken können, zeigen gerade die Erfahrungen mit dem Taubenschlag im Parkhaus. „Wir bekommen Beschwerden von Anwohnern aus der Überkinger Straße. Die Tiere verkoten die Umgebung und sitzen bei den Leuten vor dem Küchenfenster“, berichtete Beate Bulle-Schmid (CDU).

Dorothea Koller und Ordnungsbürgermeister Martin Schairer machen für die Cannstatter Überpopulation auch Tierschützer verantwortlich. „Dort wurden die Tiere zu viel angefüttert. Da fehlt mitunter die Einsicht“, beklagte Schairer. Die Tierschützer wiederum hatten der Stadt erst kürzlich Untätigkeit beim Ausbau der Taubenschläge attestiert und etwa über eine völlige Überfüllung der Nistplätze auf der Leonhardskirche geklagt.

Immerhin: für den weggefallenen Standort am Bahnhof soll demnächst an der Kriegsbergstraße Ersatz geschaffen werden, kündigte Dorothea Koller an. Das erscheint auch sinnvoller als jene Anregung, die der AfD-Stadtrat Eberhard Brett in die Debatte warf: Warum nicht einfach ein Fangprämie von zehn Euro pro Taube aussetzen, dann werde man das Problem schon lösen. Für Bürgermeister Schairer kommt die Radikallösung nicht in Frage: „Da hätten wir gleich die Staatsanwaltschaft im Haus.“