Noah Kwaku hat in der gnadenlos überfüllten Stuttgarter Bar Rakete seine erste Platte "Too Late" vorgestellt. Man ahnt: diese Stimme wird man demnächst noch öfter hören. Und das ist auch gut so.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Es soll diesmal bitte niemand sagen, dass man es nicht aus der Zeitung hätte erfahren können. Hier stand vor zweieinhalb Jahren bereits, dass Noah Kwaku bei der Expo 600 Mal die Stimme Deutschlands war. Vergangenen Sommer durfte er sich selbst vorstellen, da näherten wir uns schon der EP-Veröffentlichung. Und diese Woche schrieb der Kollege Volkmann: "Seit einiger Zeit nun ist rund um Kwaku jenes seltene Phänomen zu spüren, das immer dann auftritt, wenn ein Künstler als das nächste große Ding gilt."

 

Das nächste große Ding ist am Freitagabend dann leibhaftig in der Bar Rakete im Theater Rampe zu bestaunen - eigentlich der falsche Raum für dieses Releasekonzert, weil er viel zu klein ist für den Nicht-mehr-Geheimtipp, obwohl jeder Zentimeter ausgenutzt wird und die Mädels Noah Kwaku im Wortsinn zu Füßen liegen. Andererseits ist es genau der richtige Raum für dieses Releasekonzert, denn "überfüllt" dokumentiert, dass es nach diesem Abend anderswo größer weitergehen muss. Und, nicht vergessen: dieser minimalistische Raum ohne Bühne und mit minimaler technischer Ausstattung lässt wahre Kunst erst richtig blühen.

Am Freitag sind alle Ohren auf Noah Kwakus Stimme gerichtet. Was sie hören, ist auf eine kaum greifbare Art zurückgelehnt und trotzdem voll präsent, spröde und trotzdem auch seidig weich. In manchen Momenten erinnert Kwakus Gesang an Gil Scott Heron, aber kaum dass man das denkt, klingt sie schon wieder ganz anders. Dieser Mann könnte einem auch das Telefonbuch vorsingen und es wäre toll.

Nur ein einziger Kritikpunkt

Tatsächlich singt Kwaku die Songs seiner EP "Too Late". Auf dem Titeltrack wünscht er sich eine Welt ohne Zeit, in der er nie mehr zu spät und das Leben generell viel angenehmer wäre. Es geht um seine Schwester oder seine Ex. Auffälliger- und angenehmerweise verzichtet er auf prätentiösen Herzschmerz, wie er immer wieder mal auftaucht, wenn der Soul ins Spiel kommt. Aber reiner Soul ist Noah Kwakus Musik gar nicht, da ist viel Jazz dabei, ein bisschen HipHop - eigentlich ist es eine klassische "schwarze" Musik, wie sie auf der Compilation "Soul of a Nation" vorbildlich eingefangen wurde.

Noah Kwakus EP ist ein Gruß aus der Jazzstadt Stuttgart an die Welt: hört her, wir hätten da jemanden für euch. Seine Band unterlegt Kwakus Stimme mit einem angenehm aktualisierten Sechziger-Jazzsession-Sound. Nur eine einzige Kritik fällt einem zur EP und zum Releasekonzert ein: beide sind viel zu schnell zu Ende. Mehr davon, bitte schnell!


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