Die 27-jährige Theresia Richter promoviert an der Uni Stuttgart und ist bei dem einzigartigen Treffen in Lindau mit dabei. Im Gespräch mit Alexander Mäder sagt sie, was sie sich von den Nobelpreisträgern erhofft.

Frau Richter, was mussten Sie tun, um nach Lindau eingeladen zu werden?
Mein Chef hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte. Ein Professor der Uni Stuttgart durfte zwei Kandidaten nominieren. Er hat zwei Bewerber ausgewählt, Tobias Steinle und mich, und wir mussten dann ein ausführliches Motivationsschreiben nach Lindau schicken. Darin mussten wir erklären, was uns an interdisziplinärer Arbeit interessiert und was wir uns von der Tagung erhoffen.
Was haben Sie geschrieben?
Ich arbeite als Chemikerin in einer interdisziplinären Forschergruppe mit Physikern, Materialwissenschaftlern und Ingenieuren zusammen. Das genieße ich sehr, denn solche Gruppen kommen auf präzisere und kreativere Lösungen. Und bei dieser Tagung in Lindau geht es um genau diese Art der Zusammenarbeit.
Und was erwarten Sie von den Nobelpreisträgern?
Die Preisträger sind meistens sehr charismatische Persönlichkeiten, die einfach inspirierend sind.
Hatten Sie schon erste Gespräche?
Am ersten Abend hat mich Elizabeth Blackburn angesprochen und wollte wissen, woran ich arbeite. Ich habe dann vorsichtig auf das Namensschild geschielt, um zu wissen, mit wem ich rede. Man kennt ja oft nur die Namen und nicht die Gesichter. Obwohl sie Medizinerin ist, wusste sie einiges über mein Gebiet, die Festkörperchemie. Auf Tagungen sprechen Professoren einen Doktoranden vielleicht nach seinem Vortrag an, aber nicht einfach so. Und hier haben sich die Nobelpreisträger eine Woche Zeit genommen, um mit uns zu reden. Das ist schon einzigartig und auch eine Ehre.
Wen möchten Sie im Laufe der Woche noch sprechen?
Die Preisträger aus dem letzten Jahr, die die blauen Leuchtdioden entwickelt haben, sind leider nicht da. Das wäre mein Fachbereich gewesen. Aber ich habe mir einige Festkörperphysiker im Programm angestrichen. Das sind zum Teil Themen, in denen ich mich noch nicht so gut auskenne. Und ich bin gespannt auf Ada Yonath, weil ich ja auch mit Kristallografie zu tun habe – und weil sie eine der wenigen Frauen auf dieser Tagung ist.
Wie finden Sie die Stimmung in Lindau?
Man erkennt sich in der Stadt, irgendwie, und geht aufeinander zu. Das finde ich sehr schön. Und die Tagung ist wirklich international. Ich habe gestern Abend keinen einzigen Deutschen kennengelernt, sondern Leute aus Kamerun, Kolumbien, Singapur – und Norwegen und Schweden, aber das ist ja fast schon langweilig. Ich finde es spannend, wenn jeder aus seiner Kultur erzählt.