Der vorläufige Insolvenzverwalter verhandelt ab jetzt mit weiteren Interessenten am Kauf und Weiterbau des 34 Stockwerke hohen, aber erst halb fertigen Gewa-Towers in Fellbach.

Fellbach - Für den Gewa-Tower, den halb fertigen Pleite-Turm am östlichen Ortsrand der Stadt Fellbach (Rems-Murr-Kreis), gibt es immer noch keine Lösung, obwohl der vorläufige Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli bereits seit mehreren Monaten mit einem zweiten Interessenten über den Verkauf des Objekts verhandelt – nachdem ein erster Investor Ende vergangenen Jahres abgesprungen war. Die Hoffnung, sich auf das intensiv verhandelte Angebot für die Fertigstellung des 107 Meter hohen Wohnturms – weitgehend ein 34 Stockwerke hoher Rohbau ohne Fenster im oberen Teil – zu einigen, ist mittlerweile merklich gedämpft. Eine bereits verlängerte Frist für exklusive Verhandlungen mit dem weiterhin nicht genannten Investor endet an diesem Mittwoch. Sie wird aber nicht verlängert, wie ein Sprecher des Insolvenzverwalters auf Anfrage sagt.

 

Bisher liegt ein Kaufangebot in Höhe von etwas mehr als 13 Millionen Euro vor

Bisher liegt ein Kaufangebot in Höhe von 13,25 Millionen Euro auf dem Tisch: für ein Projekt, das offenbar bereits nahezu 50 Millionen Euro verschlungen hat. Darin enthalten sind unter anderem die von 43 Wohnungskäufern schon bezahlten Raten je nach Baufortschritt. Diese bangen nun schon seit 2016 um ihre Traumwohnung mit dem grandiosen Ausblick ins Rems- und ins Neckartal.

Vorläufiger Insolvenzverwalter sucht „Handlungsalternativen“

Trotzdem will der vorläufige Insolvenzverwalter die Verhandlungen mit dem Interessenten fortsetzen, allerdings nicht exklusiv mehr. Sie sind bisher immer als konstruktiv geschildert worden, ein Kaufvertrag ist aber bis jetzt nicht abgeschlossen worden. Bananyarli will nun auch Gespräche mit anderen Interessenten führen, die in den vergangenen Wochen und Monaten ebenfalls bekundet haben, den Gewa-Tower unter Umständen kaufen und fertigstellen zu wollen. Auch deren Namen sind bisher nicht bekannt geworden. „Der Verkauf ist komplex und die Verhandlungen sind dementsprechend sehr zeitintensiv. Wir verhandeln weiter und setzen alles daran, den Gewa-Tower zu verkaufen. Wir werden zeitnah aber auch mit neuen Investoren sprechen, damit wir Handlungsalternativen haben“, sagt Rechtsanwalt Ilkin Bananyarli auf Anfrage. Zu den Details der laufenden Verhandlungen gibt der Verwalter keine Auskunft. Die Beteiligten haben darüber Stillschweigen vereinbart.

Vertreter der Anleihegläubiger unterstützt weitere Verhandlungen

Die Entscheidung, die Frist für exklusive Verhandlungen mit dem interessierten Investor für den Gewa-Tower nicht zu verlängern, hat der vorläufige Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli von der Pluta Rechtsanwalts GmbH in Abstimmung mit dem gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger, Rechtsanwalt Gustav Meyer zu Schwabedissen, getroffen. Dieser vertritt, soweit bekannt, mehrere hundert Geldanleger. Diese sind die einzigen Gläubiger der insolventen Projektfinanzierungsgesellschaft Gewa 5 to 1 GmbH und Co. KG, die nach der immer noch nicht erfolgten Eröffnung des Insolvenzverfahrens auf eine Ausschüttung hoffen können. Sie sind die erstrangig im Grundbuch abgesicherten Zeichner einer 2014 europaweit platzierten Anleihe im Volumen von 35 Millionen Euro. Diese hätte bereits am 24. März dieses Jahres zu 100 Prozent plus jährlich 6,5 Prozent Zinsen zurückgezahlt werden sollen. Sie gilt aber, seit der Firma das Geld ausging und dem nachfolgenden Insolvenzantrag am 21. November 2016, als notleidend. Zuletzt konnten die Anleihegläubiger nur noch auf eine Quote von höchstens 40 Prozent hoffen.

Gustav Meyer zu Schwabedissen, der Vertreter der Anleihegläubiger, zeigt sich weiterhin bedingt optimistisch, dass der Turm nicht auf ewig im Rohbau stehen bleibt. Er sagt fast wortgleich wie Bananyarli: „Wir werden in den nächsten Tagen die ersten Gespräche mit weiteren Interessenten führen. Es gibt Interesse von mehreren Investoren. Daher ist zu erwarten, dass dieser Turm fertig gestellt wird.“