Am Zuffenhäuser Sitz der Firma Nokia ist vor kurzem eine „StuttGarage“ eröffnet worden. Dort soll zusammen mit Partnern aus anderen Unternehmen geforscht und entwickelt werden. Auch Schülern sollen die Räume zur Verfügung stehen.

Zuffenhausen - Zeitgleich an drei Standorten (München, Nürnberg, Stuttgart) hat die Firma Nokia am Dienstag spezielle Räumlichkeiten für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten eröffnet. In Zuffenhausen soll in der „StuttGarage“ künftig mit Partnern aus verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet werden. Die Räume sollen aber auch Schulklassen zur Verfügung stehen. Ziel ist es, branchenübergreifende Lösungen für die digitale Welt von morgen zu finden.

 

„Beim Thema Digitalisierung muss in Deutschland noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden“, sagte Wilhelm Dresselhaus, Geschäftsführer von Nokia Deutschland, bei der Eröffnung der „StuttGarage“ im Rahmen eines „Innovation Day“ am Standort an der Lorenzstraße. Infrastruktur, Bildung und Aufklärung seien drei wichtige Säulen der Digitalisierung. Große Datenpakete sicher, schnell und intelligent übers Netz zu transportieren sei eine wichtige Herausforderung für die Zukunft. Dazu brauche man Innovationen, die wiederum von Menschen kämen. Und diese Menschen bräuchten Orte, an denen sie forschen und entwickeln könnten. Solch ein Ort soll die „StuttGarage“ sein. Neben Labor und Werkraum, ausgerüstet mit technischen Geräten der neuesten Generation, bietet sie Platz für gemeinsame Veranstaltungen mit Partnern. Einer davon ist die Firma Bosch. Bereits seit zwei Jahren arbeiten beide Unternehmen gemeinsam an einem Industrieroboter, der mit 5G-Technik (fünfte Mobilfunkgeneration) funktioniert. Nikolaj Marchenko von Bosch erläuterte, dass nach Dampfmaschine, Elektrifizierung und Computer mittlerweile die vierte industrielle Revolution im Gang sei. Dabei liege der Fokus auf der Vernetzung. Techniken wie WLAN, 4G und Bluetooth seien dafür nicht geeignet. Nur 5G könne die erforderlichen Leistungen erbringen, um künftig schnell, flexibel und effizient zu produzieren.

Schnelles Internet im Flugzeug

Nicht nur auf der Erde, auch über den Wolken wird die schnelle drahtlose Datenübertragung immer wichtiger. Vor zehn Jahren hat Michael Ohm von Nokia damit angefangen, sich Gedanken über dieses Thema zu machen. „Jetzt stehen wir kurz vor dem Einsatz“, berichtete er am Dienstag. Außerhalb der USA gebe es bislang kaum Highspeed-Internetangebote im Flugzeug, nun solle Europa nachziehen. 30 europäische Länder werden beim Start dabei sein, insgesamt seien 300 Basis-Stationen geplant. Das System, das zusammen mit Inmarsat, Thales und der Telekom entwickelt wurde, biete dank seiner kleinen Antennen einen Gewichtsvorteil von rund 150 Kilogramm gegenüber der Satellitentechnik.

„Wir sind an einem Punkt, an dem sich die Welt und das Leben radikal verändern“, sagte Wilhelm Bauer, der Technologiebeauftragte des Landes Baden-Württemberg und geschäftsführender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Nach wie vor gebe es aber Betriebe, die die Digitalisierung links liegen ließen. Auch für sie würde sich ein Besuch in der „StuttGarage“ lohnen. Man dürfe keine Angst davor haben, dass durch moderne Technik Jobs verloren gingen. Vielmehr würde sich die Arbeitswelt derart verändern, dass ganz neue Tätigkeitsfelder geschaffen würden – wie bereits mehrfach in der Vergangenheit.