Stuttgarts OB Frank Nopper bedauert das schlechte Ende eines guten Samstags: „Es ist höchst bedauerlich, dass der Eröffnungssamstag, der tagsüber so gut begonnen hat, am späten Abend so schlecht ausgeklungen ist. Tätlichkeiten, Sachbeschädigungen und Beleidigungen von Polizeibeamten sind durch nichts zu rechtfertigen.“

Stuttgart - Oberbürgermeister Frank Nopper teilte am Samstag zunächst das Glücksgefühl vieler Stuttgart am ersten Wochenende ohne Bundesnotbremse. „Es war ein erstes Frühlingserwachen nach langem und tiefem Coronaschlaf“, sagte er kurz vor halb neun. Also einige Stunden vor der Zeit, als sich bei den Ausschreitungen auf dem Schlossplatz diese erste Einschätzung relativierte. Nun, nachdem sich Nopper ein vollständiges Bild über die Geschehnisse verschafft hat, meint er: „Es ist höchst bedauerlich, dass der Eröffnungssamstag, der tagsüber so gut begonnen hat, am späten Abend so schlecht ausgeklungen ist. Tätlichkeiten, Sachbeschädigungen und Beleidigungen von Polizeibeamten sind durch nichts zu rechtfertigen – auch nicht durch den monatelangen Lockdown. Unser Dank gilt der Polizei für ihren entschlossenen und besonnenen Einsatz.“

 

Aufblühen des Handels

Dennoch bleiben positive Aspekte: das Aufblühen des Handels und der Gastronomie. Nopper war selbst zum Mittagessen im Dorotheen-Quartier. Sein Fazit: „Bei der Gastronomie habe ich den Eindruck, dass viele Locations regelrecht überrannt wurden. Das ist so eine Art Heißhunger auf Rückkehr ins Leben.“ Und das, obwohl man „für eine halbe Stunde Mittagessen eine weitere halbe Stunde für Testen und Warten einplanen muss“. Das stellt aus Sicht des OB schon eine gewisse Hürde dar. Dennoch seien die Menschen überall in der Stadt zusammengekommen. Der Wirt im Dorotheen-Quartier habe ihm zudem bestätigt, dass gerade am Abend der Zuspruch steige und es nicht einfach sei, die Regeln durchzusetzen: „Man weiß ja, wie das ist, wenn man mal sitzt und gut sitzt“, sagt Nopper, „da kommt dann auf einmal kurz vor 21 Uhr einer und sagt: Ihr müsst demnächst gehen. Das kommt natürlich nicht gut an und ist natürlich auch für den Wirt als Überbringer der schlechten Nachricht nicht so einfach.“

Gefahr der öden City nicht gebannt

Auch die positiven Signale aus dem Handel stimmen ihn zuversichtlich und scheinen den Unkenrufen, die eine Verödung der Innenstadt prophezeien, zu widersprechen. „Selbst wenn die Passantenfrequenz nach Aussage mehrerer Beobachter nicht so stark war wie an Samstagen vor Corona“, schränkt er ein. So oder so: „Der Samstag macht Hoffnung, aber wir brauchen noch mehr Informationen. Eine erste Schlussfolgerung unter dem Motto ,Die Gefahr ist gebannt‘ zu ziehen, ist zu früh.“ Daher sei auch die Task-Force zu diesem Thema mit der Wirtschaftsförderung und Stuttgarts Marketingchef Armin Dellnitz nötig. Das werde auch für den Nachfolger von Ines Aufrecht, die Ende Juni als Wirtschaftsförderin ausscheidet, „ein ganz wichtiges Augenmerk sein“. Und nach dieser Nacht am Schlossplatz wird es wohl nicht die einzige Gesprächsrunde mit wichtigen Aufgaben sein.