Die Illustratorin Nora Krug, aufgewachsen in Karlsruhe, hat ihre Familiengeschichte rekonstruiert – und erzählt nun in Wort und Bild eine sehr deutsche Geschichte.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Karlsruhe - Runde Brille, Schnauzbart, zartes Gesicht, zierliche Statur. So sieht er also heute aus. Der Mann, den man auf alten Fotografien aus seiner Kindheit bereits gesehen hat. Mit einer riesigen Kommunionskerze in der Hand schaut er aus einer Schwarz-Weiß-Aufnahme heraus. Mit ein bisschen Fantasie erkennt man ihn wieder auf dem über 60 Jahre alten Bild. Er ist 20 Jahre nach seinem Bruder geboren. 1946, als Nachkriegskind. Höflich sagt er seinen Namen, es ist der gleiche wie der seines Bruders: Franz-Karl Krug. Der Bruder wurde nur 18 Jahre alt, starb an der Südfront in Zweiten Weltkrieg 1944. Der freundliche Mann mit der runden Brille ist Nora Krugs Vater – sozusagen Franz-Karl, der zweite – und er tut, was alle Väter auf der Welt tun: Wenn ihre Töchter einen Retter in der Not brauchen, sind sie zur Stelle. Der Zug aus Frankfurt hat Verspätung. Der Vater richtet es aus.