Nach der Infektion von Kindern auf einem Fontänenfeld zeigt man sich in Rottenburg bestürzt. Wie jüngst am Gardasee und auf dem Stuttgarter Frühlingsfest wurden Noroviren nachgewiesen. Lag die Ursache in einer Zisterne oder in schlechter Beratung?

Digital Desk: Michael Maier (mic)

Der neue Wasserspielplatz im Schänzle in Rottenburg am Neckar sorgt für Aufregung. Etliche Kinder haben nach dem Besuch des Fontänenfeldes über Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen und Durchfall geklagt. Zur Zahl der Betroffenen konnte die Stadt Rottenburg jedoch nichts sagen: „Die Familien melden sich ja nicht zwingend bei uns“, so eine Sprecherin. Wahrscheinlich habe auch das Gesundheitsamt Tübingen keinen „wirklich aussagekräftigen Überblick“. Das Amt stellte jedenfalls eine erhöhte Keimbelastung im Wasser fest, die solche Infektionen begünstigen kann. Die Stadtverwaltung musste die Anlage vorerst stilllegen.

 

Die entnommenen Proben wiesen eine hohe Konzentration von Keimen auf, die typischerweise im Darmtrakt vorkommen. Somit konnten über das verunreinigte Wasser Magen-Darm-Infektionen übertragen werden. In Stuhlproben erkrankter Kinder wurden zudem auch tückische Noroviren nachgewiesen. „Noroviren sind sehr ansteckend und auch über Erbrochenes übertragbar. Die Inkubationszeit beträgt bei diesen Infektionen meist nur Stunden bis wenige Tage“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Norovirus beim Neckarfest

Die Rottenburger Stadtverwaltung zeigt sich bestürzt über die Ereignisse und bedauert die Erkrankungen der Kinder. Man habe die Anlage vor Inbetriebnahme gründlich gereinigt und mit Frischwasser befüllt. Offensichtlich gebe es jedoch Schwierigkeiten mit dem Fontänenfeld, deren Ursachen nun geklärt werden müssten. Dabei stelle sich auch die Frage, ob man möglicherweise falsch beraten war, „hinsichtlich der Eignung als Wasserspielplatz mit intensiver Nutzung durch viele Kleinkinder, insbesondere bei Events wie dem Neckarfest.“

Der Wasserspielplatz im Schänzle wurde erst kürzlich fertig gestellt. Die Stadt hatte sich von einem Planungsbüro beraten lassen und beauftragte eine Fachfirma mit dem Bau der Anlage. Diese wird mit Leitungswasser aus einer Zisterne gespeist, wobei Verluste durch neues Wasser ausgeglichen werden. Da auch Regenwasser in das System gelangt, ist das heraussprudelnde Wasser kein Trinkwasser. Ein entsprechender Hinweis ist angebracht.

In enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und Fachleuten will die Stadt nun Wege finden, um künftig eine Verkeimung des Wassers zuverlässig zu verhindern. Bis eine Lösung gefunden ist, bleibt der Wasserspielplatz vorerst geschlossen.

Norovirus mit Durchfall und Erbrechen

Das Gesundheitsamt rät Eltern von Kindern mit Magen-Darm-Infekt, auf ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytaufnahme zu achten. Bei Durchfall und Erbrechen sollte die Händehygiene strikt eingehalten und Wäsche bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, um eine Weiterverbreitung zu vermeiden. Nur bei hohem Fieber, schwerem Krankheitsgefühl oder starken Schmerzen sei ein Arztbesuch ratsam.

Norovirus am Gardasee und in Stuttgart

Infektionen mit dem aggressiven Norovirus hatte es in diesem Jahr unter anderem schon am Gardasee und in einem Festzelt beim Stuttgarter Frühlingsfest gegeben. Obwohl in Stuttgart nachweislich alle Hygiene-Vorschriften eingehalten wurden, waren mindestens 727 Personen erkrankt. Auch am Gardasee steckten sich mehr als 1000 Urlauber und Einwohner mit dem Norovirus an. Betroffen war die Gemeinde Benaco, die ihr Trinkwasser vom Seegrund bezieht. Laut Experten könnte das Wasser des Gardasees jedoch durch das jüngste Hochwasser verschmutzt gewesen sein. Inzwischen sind laut Behörden keine Noroviren im Trinkwasser von Benaco mehr nachweisbar.

Im Übrigen ist das Norovirus auch von Mensch zu Mensch übertragbar. Sowohl am Gardasee als auch beim Stuttgarter Frühlingsfest ist die genaue Ursache für den Ausbruch letztlich unbekannt.