Das Festival Remember Cooke Barracks hat am Sonntag viele Besucher in die früheren amerikanischen Kasernen in Göppingen gelockt. Viele schwelgten in Erinnerungen, manche schauten sich auch an, was heute auf dem Gelände vor sich geht.

Göppingen - Es ist eine von Nostalgie getränkte Sicht auf die USA, die sich den Besuchern im Göppinger Stauferpark präsentiert. Mit dem Festival Remember Cooke Barracks lassen Firmen aus dem Gewerbegebiet und eine Werbeagentur die Zeit vor dem Abzug der amerikanischen Soldaten vor 25 Jahren aus den ehemaligen Kasernen wieder auferstehen – beziehungsweise die deutsch-amerikanischen Freundschaftswochen, die früher mit einem großen Rummel auf dem sonst für die Öffentlichkeit verschlossenen Gelände gefeiert wurden. Manche Unternehmen verbinden das Festival mit einem Tag der offenen Tür und Führungen in ihren Räumen.

 

Bei dem Fest lebt die große Zeit der Amerikaner in Deutschland noch einmal auf, als sie mit Elvis, Rock ‚n’ Roll und kaugummikauenden jungen Männern in Uniformen die Freiheit in das vom Krieg zerstörte Land brachten. Vom heutigen Amerika und seinem zwiespältigen Verhältnis zu Europa und Deutschland findet sich keine Spur. Warum auch? Remember Cooke Barracks, der Name ist Programm, und das Programm ist Nostalgie und ein bisschen Unterricht in lokaler Geschichte.

Auf Stelen wird die Geschichte des Stauferparks gezeigt

Tatsächlich drängen sich die Besucher nicht nur vor der Bühne in der Werfthalle, auf der den ganzen Tag über Bands Blues, Rock, Soul und Country spielen und dazwischen unterschiedliche Vereine und Gruppen Square Dance, Line Dance und Boogie Woogie präsentieren.

Auch Stelen am Rand der Halle, die die Geschichte des Stauferparks nachzeichnen und zeigen, wie die Amerikaner in den Cooke Barracks einst ein Stückchen Amerika unter dem Hohenstaufen lebten, locken die Göppinger in Scharen an. „Weißt du noch. . .“ ist neben, „einmal haben die Amis. . .“ vermutlich der häufigste Satz des Tages.

Ein Mann erzählt seiner Tochter, wie früher regelmäßig die Panzer mitten durch seinen Heimatort gerumpelt seien, ein anderer seiner Freundin, wie er früher im Life, der Diskothek der Amerikaner zwischen Göppingen und Eislingen, den Rap und HipHop zu schätzen gelernt habe.

Wer einen Burger will, muss lange warten

An einem Stand zeigt ein Elvis Fanclub Devotionalien und Plakate von Konzerten des King. An einem anderen toben sich Kinder beim – typisch amerikanischen – Bull-Riding auf einem elektronischen Bullen aus und werden samt und sonders nach kurzer Zeit auf die weichen Gummimatten geschleudert. Draußen können sich die Besucher im Werfen eines American Football versuchen oder bei „Dunk the Clown“, das schon vor mehr als 25 Jahren der Hit war, einen Mann auf einem Balken in ein Wasserfass plumpsen lassen, wenn sie mit einem Ball eine Markierung treffen. Und vor den Ständen mit original amerikanischen Hamburgern, geröstetem Mais, einem Wagen mit den Donuts und vielen anderen Food-Trucks stehen sich Besucher die Füße in den Bauch. „Hungrig darf man hier nicht kommen“, sagt eine Frau am Nachmittag, als die Wartezeiten die Dauer von einer Stunde erreicht haben.

Das Verhältnis zum Militär hat sich deutlich gewandelt

Das Festival zeigt aber nicht nur, womit die US-Soldaten einst die Herzen der Göppinger erobert haben, es sagt auch einiges über die heutigen Göppinger aus, etwa darüber, wie grundlegend sich das Verhältnis zum Militär gewandelt hat, seit die Besatzer abgezogen sind.

Voller Neugier und ohne jede Scheu besichtigen die Göppinger die langen Reihen aus deutschen und amerikanischen Militärfahrzeugen, die deutsche Reservisten und Sammler zur Verfügung gestellt haben. Am Rand des Platzes dürfen Besucher rasante Runden mit einem Kettenfahrzeug mitfahren. „Vor 25 Jahren hätte so eine große Schau von Militärfahrzeugen noch Proteste gegeben“, ist sich der Stadtarchivar Karl-Heinz Rueß sicher, der auf eine aktuelle Sonderschau über die Amerikaner in Göppingen im Museum im Storchen aufmerksam macht. Damals, als die Panzer noch regelmäßig durch die Orte rumpelten.