Die Lokalpolitik in Stuttgart-Plieningen hatte sich vor ein paar Jahren gesperrt, den öffentlichen Fernsprecher an der Filderhauptstraße herzugeben. Doch wer telefoniert dort überhaupt noch?

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Der pinke Hörer gibt keinen Tut von sich. Ob das öffentliche Telefon funktioniert, kann nur prüfen, wer eine Telefonkarte in der Tasche hat. Doch wer hat das heute, wo jeder ständig über den Bildschirm wischt? Genau deshalb sieht die Telekom in dem Standort an der Filderhauptstraße, Ecke Halfgarten keinen Sinn mehr. Und das nicht erst seit gestern. Vor vier Jahren hatte das Unternehmen beim Plieninger Bezirksbeirat angeklopft. Ob es okay wäre, das Telefon zu entfernen. Der Umsatz liege unter 50 Euro im Monat. Der Fernsprecher koste mehr, als er bringe.

 

Damit ist der Standort beileibe nicht allein in Deutschland. Die Zahl der Telefone, die die Telekom am liebsten abschalten würde, liegt im mittleren fünfstelligen Bereich. 1997 gab es laut Telekom noch 160 000 öffentliche Telefone, 2006 waren es noch 105 000. Die Telekom darf die Fernsprecher allerdings nicht einfach abbauen, die betroffenen Kommunen müssen ihr Okay geben. Und an dieser Hürde ist die Telekom in Plieningen gescheitert. Die Bezirksbeiräte sperrten sich. Das Telefon müsse bleiben, für den Fall der Fälle. Derlei Proteste aus der Bürgerschaft sind laut Telekom kein Einzelfall.

Kein Türchen, aber ein Wetterschutz

Seit 1972 können die Plieninger an dieser Stelle telefonieren. In den ersten Jahren standen sie in einer guten, alten, gelben Telefonzelle. Vor ein paar Jahren ist sie dann abgespeckt worden. In eine sogenannte Telestation. Telestationen haben kein Türchen, aber einen Wetterschutz. Und genau an dem entzündete sich in Plieningen eine Debatte. Die Scheibe ragte so ungünstig auf den Gehweg, dass manche eine Gefahr sahen. Um die Ecke sausende Kinder könnten sich den Kopf anhauen. Weil sich die Telekom zunächst nicht rührte, griff ein Bürger durch. Er markierte das Glas mit rotem Klebeband und bebbte zudem einen schwarzen Vogel drauf.

Die abgespeckteste Variante

Eine Schutzscheibe hat der öffentliche Fernsprecher inzwischen nicht mehr. Und auch sonst keinerlei Firlefanz. Da steht ein Telefon, das war’s. Oder im Telekomjargon: ein Basistelefon. Die abgespeckteste Variante, die laut Telekomsprecher dann zum Einsatz kommt, wenn sich eine Kommune partout nicht von einem unwirtschaftlichen Telefon trennen kann.

Doch wie viel wird am Plieninger Basistelefon denn eigentlich gesprochen? „Dazu kann ich nichts sagen“, sagt der Sprecher. Nur, dass eben weniger als 50 Euro vertelefoniert werden. Ob 49 Euro oder doch eher null, das bleibt das Geheimnis des Telefons, das keinen Tut von sich gibt.