Über die Leitzinsen nehmen Zentralbanken, auch Notenbanken genannt, Einfluss auf die Geldentwertung. Um die Inflation zu bremsen, erhöhen sie die Zinsen, wie dies gerade die US-Notenbank Fed getan hat.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Wenn das Geld teuer ist, die Zinsen also hoch, kühlt sich die Konsumlaune von Verbrauchern und Unternehmen ab. Die Nachfrage nach Gütern nimmt ebenfalls ab, Unternehmen können dann keine höheren Preise für ihre Produkte durchsetzen, im Gegenteil, sie müssen tendenziell Sonderangebote machen, um Verkäufe zu tätigen. Dies hat den Effekt, dass das allgemeine Preisniveau sinkt. Damit ist der ökonomische Mechanismus zwischen Zinssätzen und Geldentwertung erklärt, der in diesen Tagen wichtig ist, da die Notenbanken an der Zinsschraube drehen.

 

Leitzinsen steigen in USA um 0,5 Prozentpunkte

Die US-Notenbank Federal Reserve hat diesen Mittwoch die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte erhöht und damit einen Prozess eingeleitet, der die Inflation bekämpfen soll. Die Leitzinsen zu erhöhen bedeutet, dass Geschäftsbanken für Gelder, die sie bei der Notenbank parken, mehr Zinsen bekommen. Änderungen bei den Leitzinsen geben die Geschäftsbanken, bei denen Verbraucher und Unternehmen ihre Guthaben-Konten und Kredite haben, unmittelbar an die Kunden weiter.

Bei steigenden Leitzinsen verlangen Banken also höhere Zinssätze für Kredite. Darlehen zur Erfüllung von Konsumwünschen und Baukredite werden teurer. Dies führt dazu, dass sich weniger Menschen und Unternehmen Kredite leisten können und damit auch weniger konsumiert wird. Wenn Unternehmen und Privatpersonen weniger Kredite aufnehmen, investieren sie weniger. Die Nachfrage nach Gütern sinkt.

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Und warum führt eine geringere Nachfrage zu weniger Preisdruck, dämpft also die Inflation? Wenn weniger gekauft wird, müssen die Unternehmen ihre Produkte attraktiver machen. Dies geschieht vielfach über den Preis. Sie setzen die Preise herunter und hoffen, dass sie dadurch mehr Kunden überzeugen können.

Es gibt aber auch noch einen zweiten Mechanismus: Wenn die Unternehmen weniger verkaufen können, brauchen sie weniger Arbeitskräfte. Das führt dazu, dass Arbeitnehmer eine schlechtere Verhandlungsposition beim Lohn haben. Unternehmen können also tendenziell die Löhne drücken. Niedrigere Löhne führen dazu, dass die Unternehmen geringere Kosten haben und ihre Produkte günstiger anbieten können. Auch über diesen Kanal wird also die Geldentwertung, die Inflation, gedämpft.

Zwölf bis 18 Monate Verzögerung

Die beschriebenen Prozesse benötigen allerdings Zeit. Finanzmarktexperten gehen davon aus, dass eine straffere Geldpolitik, also Zinserhöhungen, erst nach zwölf bis 18 Monaten auf die Inflationsraten durchschlagen.