Für pflegebedürftige Patienten stehen in Stuttgart zu wenige Heimplätze bereit. Die Politik muss die Sorgen von Kliniken und Heimträgern endlich ernst nehmen, fordert Redakteur Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Es ist mehr als zwei Jahrzehnte her, da war der Mangel an Altenheimplätzen in Stuttgart so groß, dass sich mancher Pflegebedürftige zuletzt gar in einer Pflegeeinrichtung im Schwarzwald wiederfand. Danach wurden mit finanzieller Unterstützung des Landes nicht nur hier viele Plätze geschaffen und die Lage entspannte sich.

 

Inzwischen gibt es deutliche Zeichen, dass ein neuer Pflegeplatzmangel nicht erst in einigen Jahren droht, sondern bereits eingetreten ist. Das Land bestreitet dies zwar, zumindest das Beispiel Stuttgarts aber zeigt, dass es hier so ist. Es gibt weniger Heimplätze als vor Jahren – bei steigendem Bedarf. Die Klagen der Krankenhäuser sind dafür ein Indikator. Die unter hohem wirtschaftlichem Druck stehenden Kliniken, die Patienten so früh wie möglich entlassen, reagieren besonders empfindlich auf die Verknappung der Plätze. Das ist verständlich, das Finanzierungssystem durch Fallpauschalen zwingt sie dazu.

Keine Luft mehr im System

Die Pflegeheime ihrerseits müssen auch sehen, wo sie bleiben. In der gegenwärtigen Lage können sie sich die Patienten aussuchen, die sie aufnehmen. Bei aller Flexibilität, welche die Kliniken den Heimen in Stuttgart bestätigen: So mancher Problempatient ohne Angehörige und Finanzierungszusage bleibt da auf der Strecke, zumindest für eine gewisse Zeit.

Es ist keine Luft mehr im System. Die Politik dreht an allen möglichen Schrauben, Neben- und Wechselwirkungen interessieren da wenig. Der Markt wird’s schon richten. Und schließlich sind im Grundsatz ja alle für die Einzelzimmervorgabe der Landesheimbauverordnung.

In Stuttgart kommt die Flächenknappheit als Problem noch hinzu. Zur Klage über zu lange Genehmigungsverfahren lässt sich sagen: Beim Bauen hier gibt es mehr Schranken als Durchgänge. Das scheint in der Kommunalpolitik aber selbst dann niemanden zu stören, wenn es um den Mangel an Pflegeheimplätzen geht. Da ist das Thema Daseinsfürsorge, das sonst in vollmundigen Reden so gerne aufgerufen wird, dann doch nicht so wichtig.