Kanadas Hauptstadt erklärt den Notstand. In Ost-Kanada sind zahlreiche Gemeinden bedroht. Die Häuser unterhalb eines Damms in Quebec werden evakuiert.

Ottawa - Die kanadische Hauptstadt Ottawa hat angesichts der wachsenden Hochwassergefahr entlang des Ottawa-Flusses den Notstand ausgerufen. Mehrere am Fluss liegende Vororte sind akut bedroht. In Ost-Kanada mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen. In West-Quebec droht ein Damm zu brechen.

 

Ottawas Bürgermeister Jim Watson erklärte den Notstand. Dies ermöglicht den Einsatz von Truppen zur Unterstützung der örtlichen Bevölkerung. „Wir schaffen es nicht mehr allein“, sagte Watson. Entlang des Flusses versuchen Bewohner der niedrig gelegenen Vororte, ihre Häuser durch Sandsäcke zu schätzen. Im Laufe des Freitag sollten 400 Angehörige des Militärs zur Unterstützung eintreffen. Gemeindezentren wurden als Notunterkünfte eingerichtet. Auf der anderen Flussseite, in der bereits zu Quebec gehörenden Stadt Gatineau, stehen in etlichen Wohngebieten die Straßen unter Wasser.

Die Wettervorhersage für das Wochenende verheißt nichts Gutes

An den Flüssen in Ost-Ontario, in Quebec und in der Atlantikprovinz New Brunswick wurden Pegelstände gemessen, die nahe den Rekordhöhen von 2017 und 2018 sind oder sie sogar schon übertroffen haben. Die Wettervorhersage für das Wochenende verheißt nichts Gutes: Anhaltender Regen könnte zu einer weiteren Verschärfung der Lage führen.

Besonders kritisch war die Lage in West-Quebec am Rivière Rouge, der etwa 100 Kilometer östlich von Ottawa in den Ottawa-Fluss mündet. Die Wassermengen an einem Staudamm zur Produktion von Elektrizität haben dort ein kritisches Maß erreicht. Wassermassen stürzten über die Krone des Damms und der Druck, der davon ausgeht, überschreitet nach Angaben des staatlichen Elektrizitätsunternehmens Hydro Quebec die technische Auslegung des Damms. „Er ist für ein Jahrtausend-Hochwasser ausgelegt. Dieses Niveau haben wir erreicht“, sagte ein Sprecher.

Wegen der Gefahr wurden mehrere Häuser und Höfe evakuiert

Nach Angaben des kanadischen Rundfunks fließt der „Rote Fluss“ am Bell Falls-Damm normalerweise mit einer Geschwindigkeit von 103 Kubikmetern pro Sekunde. Am Donnerstag waren es 980 Kubikmeter. Wegen der Gefahr, dass der Damm brechen könnte, wurden mehrere der verstreut am Fluss liegenden Wohnhäusern und Farmen evakuiert. Vereinzelt wurden Bewohner mit Hubschraubern ausgeflogen.

In New Brunswick führt der St. John River Hochwasser. Betroffen ist die Region um die Provinzhauptstadt Fredericton. Fassungslos müssen die Menschen dort mit ansehen, wie zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten Hochwasser ihr Eigentum beschädigt. Im vergangenen Jahr kämpften sie bereits gegen die höchsten Fluten innerhalb eines Jahrzehnts. Nun ist dieses Niveau erneut erreicht worden. Mit 8,35 Meter Pegelstand bei Fredericton wurde zur Wochenmitte die Hochwassermarke des Vorjahres um vier Zentimeter übertroffen. Rund 800 Menschen mussten bereits ihre Wohnhäuser verlassen. Auch hier müssen sich die Menschen wegen des zu erwartenden Regens am Wochenende auf weitere kritische Tage einstellen.