Aus der Stuttgarter Schleyerhalle in die Messehalle Offenburg: Rund 500 Flüchtlinge haben am Mittwoch ihr Quartier geräumt, jetzt müssen sie im Badischen auf ihre Registrierung warten.

Stuttgart - Einen Tag früher als geplant haben die rund 500 Flüchtlinge in den Nebenhallen der Schleyerhalle ihr Quartier verlassen. Seit dem 15. August waren sie dort notdürftig untergebracht, weil es im ganzen Land an Unterbringungsmöglichkeiten fehlt und vor allem die Landeserstaufnahmestellen (Lea) etwa in Karlsruhe und Ellwangen chronisch überfüllt sind. Die Hoffnung der Asylsuchenden ist groß, dass sie sich schnellstmöglich registrieren lassen können. Doch diese Hoffnung dürfte sich nicht so schnell erfüllen.

 

Am Dienstagabend hatte das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart verlauten lassen, die Flüchtlinge würden zunächst per Bus nach Sinsheim in die dortigen Messehallen verlegt. Am Mittwoch teilte eine Behördensprecherin mit, man bemühe sich in Absprache mit dem baden-württembergischen Integrationsministerium, zumindest einen Teil der Menschen in Erstaufnahmeeinrichtungen zu bringen – nur dort können sie derzeit registriert werden. Die ersten zwei Busse waren da bereits unterwegs. Mittags teilte die Behörde dann mit, alle Flüchtlinge aus der Schleyerhalle kämen zunächst in Offenburg unter. Offenbar sind die zuständigen Behörden einschließlich des Integrationsministeriums am Rande ihrer organisatorischen Möglichkeiten angekommen.

Flüchtlinge fühlen sich als Spielball der Behörden

Eine Gruppe von jungen afrikanischen Männern wartet noch auf den Transport, während sich die ersten Busse um 8.30 Uhr bereits auf den Weg gemacht haben. „Das Schönste haben Sie vor sich“, prangt auf einem der zehn gecharterten Reisebusse, die normalerweise Urlauber auf die Schwäbische Alb oder an den Gardasee bringen. Dass das auch für sie gilt, bezweifeln die Afrikaner. Sie geben an, aus Gambia oder aus dem Sudan zu stammen; einige kramen ihre Dokumente hervor, die zeigen sollen, dass sie auch in Deutschland eine Odyssee hinter sich haben: „Ich war schon in Karlsruhe, dann in Heidelberg. Dort hat man uns versprochen, dass wir in Stuttgart registriert werden“, erzählt einer von ihnen – die anderen nicken zustimmend. Dabei wären sie bestimmt „Fürs Leben gern ein Stuttgarter“ – so lautet ein anderer Werbeslogan auf einem der Busse. Ob ihre Geschichte stimmt, lässt sich nicht verifizieren, ebenso wenig wie ihre Herkunft.

Als die Flüchtlinge von Journalisten erfahren, dass sie nun möglicherweise nochmals in ein neues Übergangsquartier verlegt werden, wächst ihre Verzweiflung. Er fühle sich als „Spielball“ der Behörden, sagt einer der Gambier. Dass die deutschen Behörden mit dem Flüchtlingsansturm überfordert sind, versteht er zwar, aber es hilft ihm nicht wirklich weiter. Gegen 13.30 Uhr sind die Hallen geräumt, auch die Afrikaner sitzen im Bus. Jetzt werden die Feldbetten auf Lastwagen verladen und hinterhertransportiert.

Die nächste Station heißt Messehalle Offenburg

Beim RP ist man sich der schwierigen Situation der Flüchtlinge bewusst. Man habe großes Verständnis für deren Anliegen, so schnell wie möglich registriert zu werden. Die Zugangszahlen in den Leas seien aber weiterhin „dramatisch“, und man komme nicht darum herum, die Asylsuchenden vorübergehend in anderen Notquartieren unterzubringen; die Räume der Schleyerhalle müssen wegen der Vorbereitungen für die am 7. September beginnende Gymnastik-WM geräumt werden. So müssen sich die teilweise erschöpft wirkenden Menschen nun erneut auf einige Nächte in einer Unterkunft in Offenburg einstellen. Dies habe man in Absprache mit dem Integrationsministerium und dem für die Verteilung der Flüchtlinge im Land zentral zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe entschieden, teilte die Behörde mit. Nach einem Bericht der „Badischen Zeitung“ (Onlineausgabe) hat die Stadt dort eine Messehalle als Notquartier zur Verfügung gestellt. Dort sollen sie offenbar zunächst bis zum Montag bleiben. Bis dahin, so erklärte das Regierungspräsidium Freiburg in einer Pressemitteilung, würden andere Unterkünfte bezugsfertig, um die Flüchtlinge unterzubringen. Wann und wo sie registriert werden, konnte selbst das Integrationsministerium nicht beantworten.