Im Bemühen, die vom Land zugewiesenen Flüchtlinge unterzubringen, greift der Landkreis Esslingen zu drastischen Maßnahmen. Am Mittwoch sind 300 Asylbewerber in die Kreissporthalle in Kirchheim gezogen.

Kirchheim/Nürtingen - Der Landkreis Esslingen greift in seinem Bemühen, die ihm zugewiesenen Flüchtlingen unterzubringen, auf die kreiseigenen Sporthallen in Kirchheim und Nürtingen zu. Am Mittwoch ist eine Notunterkunft in der Kreissporthalle in Kirchheim eingerichtet worden. Dort sollen bis zu 300 Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf bekommen. Mit der Stadt und dem in Kirchheim angesiedelten Pädagogischen Fachseminar ist der Landkreis im Gespräch, um für die Schüler weiterhin ein Sportangebot zu machen. Für Fragen ist eine Hotline (Telefon: 07 11/39 02-20 37 oder -20 35) eingerichtet.

 

Auch die Sporthalle auf dem Säer in Nürtingen wird belegt

Einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt zufolge bereitet der für die Flüchtlingsunterbringung in der Kreiszentrale eingerichtete Stab zudem die Notunterbringung weiterer Flüchtlingen in der Sporthalle des Berufschulzentrums auf dem Säer in Nürtingen vor. Die vom Land auferlegte Aufnahmeverpflichtung des Kreises beläuft sich allein für Oktober auf 1700 Flüchtlinge. „Dafür reichen die vorhandenen und geplanten Kapazitäten in den Gemeinschaftsunterkünften nicht aus“, sagt der Landrat Heinz Eininger. Er kündigt an, gemeinsam mit den 44 Städten und Gemeinden des Kreises alle Kräfte zu bündeln, um „Unterkünfte in kürzester Zeit aus dem Boden zu stampfen“.

Im Zuge dieser Notbehelfe sollen Asylbewerber auch in verschiedenen Fabrikhallen im Kreisgebiet untergebracht werden. Bei der in der kommenden Woche anberaumten Bürgermeisterversammlung wird es Einingers Worten zufolge darum gehen, kommunale Sport- und Mehrzweckhallen und gegebenenfalls sonstige leer stehenden kommunale und gewerbliche Flächen für die Flüchtlingsunterbringung zu benennen. Wo das 70 Plätze bietende Zelt aufgeschlagen wird, das der Landkreis erst kürzlich bestellt hat, ist noch nicht spruchreif. „Mit dem Standortvorschlag müssen wir zuerst in den Gemeinderat“, so Eininger.

„Jede Belegungsentscheidung ist eine Eilentscheidung“

Ansonsten aber wirbt der Landrat bei der Bevölkerung um Verständnis, wenn nicht in jedem Fall ausführlich und vorab informiert werden kann. „Bei den fast täglich sich ändernden Zuweisungszahlen bleibt uns keine Reaktionszeit mehr. Jede Belegungsentscheidung wird damit zur Eilentscheidung“, so der Kreischef.

Bei der Einrichtung der Notunterkünfte greift das Landratsamt auf die Feuerwehren und die Hilfskräfte des Deutschen Roten Kreuzes im Landkreis zurück. Allerdings gehen die Kräfte der Ehrenamtlichen zur Neige, weil die seit Wochen in den Notunterkünften in Esslingen und auf der Landesmesse im Einsatz sind. Um die Sicherheit in den Einrichtungen zu gewährleisten, sollen vermehrt private Sicherheitsdienste zum Einsatz kommen.

Voraussichtlich Ende März sollen bis zu 100 Flüchtlinge in einem ehemaligen Firmengebäude in Großbettlingen untergebracht werden. In dem zuvor von der Firma Altenburger genutzten Haus in der Nürtinger Straße 83 sollen in Kürze die Bauarbeiter anrücken, um die Voraussetzungen für die Unterbringung zu schaffen. Details werden auf einer Bürgerinformation im November bekannt gegeben.