Der ehemalige Nationalspieler Geschwindner hat als Trainer Nowitzki zu einem Ausnahmesportler gemacht. Er macht davon kein Aufhebens.  

Stuttgart - Er ist zwar da, doch man sieht ihn kaum. Die Presse würde gerne mit ihm reden, aber der schlanke Mann mit den grauen Haaren mag keine Öffentlichkeit. Holger Geschwindner bekommt in den Tagen der Endspiele in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA mehr Aufmerksamkeit, als ihm lieb ist. Seitdem Dirk Nowitzki die besten Play-offs seiner Karriere spielt und die Dallas Mavericks mit unglaublichen und noch nie zuvor gesehenen Wurfvarianten in die Endspielserie gegen die Miami Heat geführt hat, wächst beinahe täglich das mediale Interesse am Mann hinter dem Mavs-Kapitän.

 

"Er ist wahrscheinlich der Mann, der am meisten übersehen wird, aber die meiste Anerkennung verdient", betont der Mavericks-Manager Donnie Nelson. Sein halbes Leben lang arbeitet Nowitzki, für den in der Nacht zum Freitag beim Stand von 2:2 Spiel fünf der Finalserie anstand, mittlerweile mit Geschwindner zusammen. "Holger hat mir beigebracht, richtig zu werfen", sagt der deutsche Star.

Als er 16 Jahre alt war und Geschwindner den Schlaks erstmals spielen sah, fiel ihm auf, dass dieser zwar all die Sachen korrekt machte, die einen guten Basketballer auszeichnen und sich in die richtigen Positionen bewegte anstatt nur dem Ball zu folgen. "Aber er hatte keine individuellen Fähigkeiten, konnte nicht richtig dribbeln, denn niemand hatte es ihm gezeigt", so Geschwindner.

Sämtliche Experten geraten immer wieder ins Staunen

Er wusste, wovon er redete, schließlich war Geschwindner bei den Olympischen Spielen in München 1972 der Kapitän der deutschen Auswahl. "Ich habe Dirk gesagt, wenn du der beste deutsche Basketballer werden willst, können wir jetzt aufhören. Wenn du hingegen mit den besten Basketballern der Welt spielen willst, müssen wir täglich trainieren", sagt Geschwindner. Der 65-Jährige ist längst nicht mehr nur Privatcoach, sondern auch Mentor und Vertrauensperson. Und seine unorthodoxen Trainingsmethoden sind anerkannt.

Bei jeder Finalpartie zeigen die Fernsehsender in den Spielpausen Trainingsbilder des deutschen Duos. Sämtliche Experten geraten dabei immer wieder ins Staunen, wenn Geschwindner seinen Schützling vor den Würfen Pirouetten drehen oder einbeinig abspringen lässt.

Aber eben jener einbeinige Sprungwurf in der Rückwärtsbewegung ist in den diesjährigen Play-offs ein großes Gesprächsthema in Amerika. Ein Wurf, den aufgrund von Nowitzkis 2,13 Meter Körpergröße "kein Mensch der Welt blocken kann", wie selbst Miamis Superstar LeBron James betonte. Charles Barkley hob hervor, dass er in seinen 30 Jahren NBA-Zugehörigkeit noch nie einen Spieler mit so einzigartigen Fähigkeiten wie Nowitzki gesehen habe.

Geschwindner ist seit Jahren der Meinung, dass Nowitzki 95 Prozent seiner Freiwürfe treffen müsse - jede Saison. In der bisherigen Finalserie hat der Mavericks-Star mit 97 Prozent die Forderung übererfüllt. Von seinen 34 Versuchen vergab er vor Spiel fünf nur einen. Trotzdem wird Geschwindner mit ihm weiterhin täglich Extraschichten schieben.