Die Protagonisten in Düsseldorf haben Sorge, dass ihre Koalitionsvereinbarung als Modell für Berlin verstanden wird – zu Recht, kommentiert StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Düsseldorf - Nach dem fulminanten Fehlschlag der letzten schwarz-gelben Koalition im Bund, nach deren Ende das Fortbestehen der FDP in Frage stand, blickt die Republik nun auf deren Neuauflage in Nordrhein-Westfalen. Keine 100 Tage vor der Bundestagswahl wird das konservativ-liberale Bündnis in Düsseldorf als Modell für Berlin verstanden und mit der Merkel-Westerwelle-Koalition verglichen. Diese Gefahr ist den Protagonisten Armin Laschet (CDU) und Christian Lindner (FDP) offenbar sehr bewusst, würden sie doch sonst nicht betonen, dass die neue Eintracht weder ein Aufguss alter Koalitionen sei noch als Blaupause für neue Bündnisse im Bund verstanden werden dürfe.

 

Die Lehren, die besonders die FDP aus dem Debakel zwischen 2009 und 2013 zieht, sind sichtbar: der Auftritt ist nicht so großsprecherisch und vollmundig wie vor acht Jahren, der politische Ansatz eher pragmatisch und weniger dogmatisch.

Es deutet einiges darauf hin, dass nach fünf Jahren Rot-Grün, in denen Nordrhein-Westfalen zumindest wirtschaftlich immer weiter zurückgefallen ist, die postulierte „Aufholjagd“ gelingen kann. Im Bund freilich ist die Ausgangslage eine andere: Deutschland kann wirtschaftlich gerade vor Kraft nicht laufen. Das spricht nicht für eine Koalition der Erneuerer, sondern eher für ein Bündnis der Bewahrer.