Zwei Tage lang hat er im NSU-Prozess im Münchner Oberlandesgericht schon ausgesagt: der Angeklagte Carsten S. zeichnet dabei von sich das Bild eines jungen Mannes, der aus Spaß rechts war.

München - Die Jacke mit der überdimensionalen, weit über das Gesicht heruntergezogenen Kapuze – das ist das Bild von Carsten S., das hinaus in die Welt geht. Den Kopf fast auf den Tisch gebeugt sitzt er da, der Kapuzenmann. Er gibt ein feiges, ein erbärmliches Bild ab. Sobald die Kameras aus dem Verhandlungssaal des Münchner Oberlandesgerichts sind, gibt es ein völlig anderes Bild: ein Mann in properer Kleidung mit einem sehr jungen, offenen Gesicht, mit unbeholfenen Gesten. Ein Angeklagter, der von sich sagt, dass er sich „völlig nackig gemacht“ hat; der erklärt, zu all den Vorwürfen wegen der Beihilfe zu den Morden der rechtsterroristischen NSU so gut aussagen zu wollen, wie er eben kann. Der versucht, die Erinnerungsfetzen an ein Geschehen zu sortieren, das ein Jahrzehnt zurückliegt, und von dem zu unterscheiden, was er inzwischen aus den Akten weiß. Ein Angeklagter, der den Eindruck macht, dass er sich redlich müht.

 

Zschäpe wurde nicht weiter belastet

Zwei Tage lang hat er nun schon ausgesagt. Er hat sich selbst schwer belastet, bestätigt, dass er die Mordwaffe übergeben hat. Und er hat den Mitangeklagten Ralf Wohlleben schwer belastet, der ihn zu seinen Tatbeiträgen veranlasst habe. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe hat er nicht weiter belastet. In Einzelpunkten könnten seine Aussagen die Frau sogar ein bisschen entlasten. S. hat nichts gesagt, was belegen würde, dass die Frau von der Übergabe der Mordwaffe gewusst hat. Am Donnerstag befragen ihn nun die Anwälte der vielen Nebenkläger. Sie fragen souverän, Carsten S. nicht schonend, aber sachlich, auch verständnisvoll. Vieles hat der Vorsitzende Richter Manfred Götzl schon gefragt, fast alles hat Carsten S. schon einmal ausgesagt, und doch liefert dieser Tag eine neue Facette. Es geht nicht mehr um das, was er und die anderen getan haben, sondern warum und wie es dazu kam.