Im NSU-Prozess sagt der frühere Besitzer eines rechtsradikalen Szeneladens in Jena aus. Er könnte von der Beschaffung der späteren Mordwaffe gewusst haben. Vor Gericht bleibt er wortkarg.

Im NSU-Prozess sagt der frühere Besitzer eines rechtsradikalen Szeneladens in Jena aus. Er könnte von der Beschaffung der späteren Mordwaffe gewusst haben. Vor Gericht bleibt er wortkarg.

 

München - Der Besitzer eines rechtsradikalen Szeneladens in Jena hat offenbar von der Vermittlung der späteren Mordwaffe an die NSU-Terroristen durch seinen Mitarbeiter gewusst. Möglicherweise habe ihn der im Münchner NSU-Prozess mitangeklagte Ralf Wohlleben um die Jahrtausendwende einmal gefragt, ob er eine Pistole besorgen könne, sagte der 40-Jährige am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht. Genau erinnere er sich daran aber nicht mehr. Er habe Wohlleben nach seiner Erinnerung an seinen Kollegen verwiesen und ansonsten nichts mit dem Waffengeschäft zu tun haben wollen.

Der Vernehmung verlief teils zäh. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl ermahnte den Zeugen mehrmals, bei der Wahrheit zu bleiben, und hielt ihm seine früheren Aussagen bei der Polizei vor. Damals hatte er angegeben, „dass Ende der 1990er Jahre mehrfach Leute in den Laden kamen und nach Waffen gefragt haben“. Damals besaß er ein Geschäft, in dem er einschlägige Kleidung, Accessoires und Musik vorzugsweise an die rechtsextreme Szene in Jena verkaufte.

Bei der Waffe geht es um eine Pistole vom Typ Ceska

Vor Gericht sagte er zu seinen früheren Aussagen, es sei damals vermutlich „meistens um Schreckschusswaffen“ gegangen. Richter Götzl hakte nach: „Mich würden die Fälle interessieren, die weniger vorkamen.“ Manchmal habe er eine Armbrust im Angebot gehabt und seinen Kunden ansonsten gesagt, dass es Waffen in seinem Laden nicht gebe, antwortete der Zeuge.

Die drei mutmaßlichen Terroristen des „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) kannte er nach eigener Aussage als Kunden seines Geschäftes. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt habe er gelegentlich auch auf der Straße getroffen und gegrüßt. Mit Beate Zschäpe wechselte er im Gerichtssaal mehrfach Blicke. Die beiden lächelten sich immer wieder zu.

Bei der Waffe geht es um die Pistole vom Typ Ceska, mit der neun der zehn dem NSU zugerechneten Morde verübt worden waren. Ursprünglich stammt die Waffe aus der Schweiz, wo sie durch mehrere Hände ging und dann nach Deutschland verkauft wurde. Für den Nachmittag war ein weiterer Zeuge geladen, der daran beteiligt gewesen sein soll, die Pistole nach dem Verkauf nach Deutschland in die rechtsextreme Szene zu vermitteln.