Der Münchner NSU-Prozess ist mit viel Bürokratie ins neue Jahr gestartet. Statt die Angeklagten Zschäpe und Wohlleben zu befragen, sind lange Listen verlesen worden.

München - Mit viel Prozess-Routine ist das Münchner NSU-Verfahren nach drei Wochen Weihnachtspause fortgesetzt worden. Die Richter verlasen am Dienstag mehrere Listen mit Beweismitteln, um sie als Beweis in das Verfahren einzubringen. Außerdem verkündeten sie Entscheidungen zu zahlreichen Beweisanträgen. Zur erwarteten Befragung der Hauptangeklagten Beate Zschäpe oder des Mitangeklagten Ralf Wohlleben kam es dagegen nicht.

 

Zschäpes Verteidiger Mathias Grasel hatte die mutmaßliche Rechtsterroristin am Vortag in der Untersuchungshaft besucht. Anschließend teilte er mit, Zschäpe und er seien auf die Beantwortung von Fragen vorbereitet. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl betonte jedoch am Dienstag in der Verhandlung, es bleibe „bei dieser Abfolge: Wohlleben, dann Zschäpe voraussichtlich erst nächste Woche“.

Das Gericht gewährte Wohlleben jedoch einen Tag Aufschub, bis Mittwoch. Einer seiner Verteidiger habe „Besprechungsbedarf“ mit seinem Mandanten geltend gemacht. Wohllebens Befragung hatte bereits im Dezember begonnen, allerdings nur zu seinen Lebensumständen.

Zschäpe und Wohlleben hatten im Dezember nach jahrelangem Schweigen erstmals ausgesagt. Beide hatten bestritten, an der Serie der zehn Mordanschläge des NSU beteiligt gewesen zu sein. Wohlleben hat nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft die Mordwaffe vom Typ „Ceska“ beschafft, mit der neun der zehn NSU-Mordopfer getötet worden sein sollen. Zschäpe ist die einzige Überlebende des NSU-Trios und muss sich als mutmaßliche Mittäterin für alle Verbrechen der Terroristen verantworten.