Die Nürtinger Stadtverwaltung lehnt nach dem Hangrutsch in Zizishausen Spekulationen über die Ursache und die Schuldfrage ab. Zeitnah wird nun ein Maßnahmenkatalog entwickelt, damit das als rutschgefährdet geltende Gebiet saniert werden kann.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Nürtingen - Wir haben uns auf den Geologen des Bauherren verlassen. Der hat uns versichert, dass keine Gefahr in Verzug ist.“ Walter Haußmann, der Leiter des Bauverwaltungsamts der Stadt Nürtingen (Kreis Esslingen), kann ebenso wie sein Chef, der Oberbürgermeister Otmar Heirich, im Zusammenhang mit dem nächtlichen Hangrutsch im Stadtteil Zizishausen am Mittwoch, 8. Juni, auch eine Woche nach dem Vorfall keine Versäumnisse der Verwaltung erkennen.

 

Genau eine Woche nach dem spektakulären Vorfall lud der Rathauschef zu einer Pressekonferenz ein, um über den Hangrutsch zu informieren. Viele neue Erkenntnisse hatte er indes nicht zu vermelden. Der Hang sei mittlerweile vollkommen zur Ruhe gekommen, für die Anwohner bestehe keine Gefahr mehr. Bis Freitag sollen die geologischen Untersuchungen abgeschlossen sein. Eine Woche später, am 24. Juni, erwartet die Stadt dann einen Maßnahmenkatalog, der erläutert, wie es mit dem Hang oberhalb der Panoramastraße weitergehen soll. Zumindest bis dahin werden die mit Erde gefüllten Container auf der Panoramastraße bleiben, um im Fall eines erneuten Erdrutsches als Schutz für die im unteren Bereich des Hanges liegenden Häuser zu dienen.

Für die Stützmauer gibt es einen Genehmigungsstempel

Im Moment, so Heirich, sei es noch viel zu früh, um über die Schuldfrage zu sprechen: „Wir jedenfalls beteiligen uns nicht an Spekulationen“, sagte er. Erste Untersuchungen hätten ergeben, dass der Rohbau, unterhalb dessen der Hang abgerutscht ist, offensichtlich gut und richtig gegründet gewesen sei. Denn am Neubau habe es keine Schäden gegeben. Dieser sei ebenso wie die nun abgerutschte Terrasse Teil der Baugenehmigung gewesen. „Allerdings ist auch auf der Stützmauer ein Genehmigungsstempel drauf“, musste Walter Haußmann auf Nachfrage einräumen. Ob die knapp sechs Meter hohe Gabionenwand aus Steinen und Drahtgeflecht, die die Terrasse abstützen sollte, die Ursache für den Erdrutsch sei, könne man aktuell aber nicht sagen. Außerdem müsse die Stadt da den Bauexperten vertrauen.

Auch den Vorwurf, das Haus in der nun gebauten Dimension und dem damit verbundenen Gewicht, das auf die abschüssige Fläche drücke, vertrage sich nicht mit dem Untergrund aus Knollenmergel, wies Haußmann zurück. Weil die Probleme an dem Hang bekannt seien, verlange die Stadt von jedem Bauherren dort seit jeher ein zusätzliches Baugrundgutachten. Das habe vorgelegen – mit positivem Testat. Auch in diesem Fall müsse man als Genehmigungsbehörde den Experten vertrauen.

Vom Baufenster abgewichen

Allerdings räumte er ein, dass die Stadt dem Bauherren ermöglicht habe, vom bisher vorgegebenen Baufenster abzuweichen und das Haus „um die Hälfte des vorhandenen Baufensters hangaufwärts zu verschieben“. Das allerdings bedeute, so betonte Haußmann, keine Vergrößerung des Baufensters und sei im Rahmen des in Zizishausen geltenden Bebauungsplans genehmigungsfähig gewesen. Auch habe man nur der Tatsache Rechnung getragen, dass zwei früher in der zweiten Reihe des Panoramawegs gebaute Häuser ebenfalls höher am Hang lägen. Man habe nun wieder eine gemeinsame Baulinie herstellen wollen. Die Tatsache, dass der Neubau dreigeschossig sei, die Nachbarhäuser aber nur zweigeschossig, sei der Planung als Haus mit Flachdach geschuldet. Deshalb sei ein zusätzliches Stockwerk möglich gewesen.

Das Hauptanliegen Heirichs bei der Pressekonferenz war es, den Helfern zu danken und die eigene Verwaltung bei der Bewältigung des „außergewöhnlichen Ereignisses“ zu loben. Sogar die betroffenen Nachbarn, so sein Credo, hätten den Mitarbeitern für die schnelle Hilfe gedankt.