3-D-Drucker machen es möglich: Im Raum Nürtingen laufen die Fäden für eine clevere Aktion zusammen, um dem Mangel an Schutzausrüstung zu begegnen.

Nürtingen/Beuren - Der Markt für Schutzausrüstung ist in der grassierenden Corona-Pandemie fast leer gefegt. Während heimische Textilunternehmen mittlerweile in die Produktion von Atemmasken für das Krankenhaus- und Pflegepersonal eingestiegen sind, lässt nun auch eine private Initiative aus dem Kreis Esslingen aufhorchen. Im Internet wird die Community aufgerufen, zuhause am eigenen 3-D-Drucker Einzelteile für einen Corona-Gesichtsschutz herzustellen.

 

Die Koordination liegt beim Ehepaar Sandra und Benjamin Layh aus Beuren sowie bei Nico Schwarz aus Nürtingen. Sie sammeln die Einzelteile und kümmern sich darum, dass die zusammengebauten fertigen Schutzschilde an der richtigen Stelle landen. „Wir hier vor Ort geben diese weiter an das Deutsche Rote Kreuz und an den Malteser Hilfsdienst in der Region Nürtingen. Die wissen, wo die Not am größten ist“, erklärt Benjamin Layh. „Wir rechnen, dass allein in Nürtingen der Bedarf bei 3000 bis 5000 Stück liegt“, fügt er hinzu.

Die „Maker“ bekommen Unterstützung von Firmenseite

Auf der Homepage www.open-diy-projects.com finden sich Informationen und die Anleitung für die „Maker“, wie sich die Bastler und Tüftler selber bezeichnen. Und Macher sind sie im wahrsten Sinne des Wortes. Am heimischen 3-D-Drucker entstehen ein verstellbarer Kopfriemen und der Gummi-Abschluss für den Gesichtsschutz. Die Herstellung der durchsichtigen PET-Folie ist hingegen aufwendiger. Für die Produktion dieser Komponente haben die Maker aus dem Kreis Esslingen die Manufaktur Winzki in Frickenhausen gewonnen, die den Hörbert-Mp-3-Player aus Holz für Kinder fertigt. Die Firma ist technisch so ausgestattet, dass sie vor Ort die Schilde mit einem Laser-Cutter aus PET-Folie schneiden kann. Auch die Nürtinger Firma Fohhn Audio ist bei der ehrenamtlichen Initiative mit im Boot.

Auf die Idee mit den selbst produzierten Gesichtsmasken ist das Team aus dem Raum Nürtingen durch einen tschechischen „Do-it-yourself“-Forumsbeitrag gekommen. Die osteuropäischen Macher hatten zusammen mit dem 3-D-Druckerhersteller Prusa den Gesichtsschutz entwickelt, der dann auch vom tschechischen Gesundheitsministerium zertifiziert worden ist. Dem „Open- Source“-Gedanken folgend griffen die Nürtinger die Idee auf und starteten die Initiative „Schutzmasken für die Rettungsdienste – made in Nürtingen“.

Mehrere hundert Mitstreiter drucken um die Wette

Indessen kommen die Bauteile längst nicht mehr nur aus dem Kreis Esslingen. „Wir haben inzwischen mehrere hundert Mitstreiter. Wie viele es genau sind, wissen wir nicht. Das ist der Hammer“, sagt Nico Schwarz, der von der unglaublichen Resonanz überwältigt ist. „Allein aus Reutlingen haben wir jetzt erst 2000 Teile auf einen Schlag bekommen“, berichtet der Nürtinger. Inzwischen gebe es auch eine Kooperation mit der Hochschule Reutlingen, sagt der Maker, der um weitere Unterstützer wirbt. Dabei sind nicht nur Besitzer von 3-D-Druckern angesprochen. Auch Material- oder Geldspenden für die Gesichtsmasken sind willkommen.

Für Nico Schwarz ist die bundesweite Aktion nicht zuletzt eine Bestätigung des Open-source-Konzepts insgesamt. Denn alles was innerhalb der Non-Profit-Bewegung im Netz gezeigt wird, darf kostenlos nachgebaut und verwendet werden. Allerdings nur in nicht-kommerzieller Form.