Die Nutzung Nanzwiese im Nürtinger Roßdorf für die Anschlussunterbringung birgt wieder Zündstoff. Der Oberbürgermeister schlägt jetzt wieder eine feste Bebauung vor.

Nürtingen - Nichts hält länger als ein Provisorium – dieses Sprichwort könnte bald auch für die Nanzwiese im Nürtinger Roßdorf gelten. Eigentlich sollen die dort im Mai 2017 bezogenen Container für die Anschlussunterbringung von bis zu 40 Flüchtlingen bis zum Mai 2020 wieder verschwunden sein. Auf diesen Drei-Jahres-Kompromiss verständigte sich der Gemeinderat, nachdem die Pläne der Stadtverwaltung zur Bebauung der Nanzwiese erbitterten Widerstand in der Roßdorfer Bevölkerung ausgelöst hatten. Nun möchte die Stadtverwaltung eine Verlängerung der Container-Lösung bis Ende 2022 erwirken, was erneut heftige Wellen schlägt – vorerst nur im Ratssaal des Nürtinger Rathauses.

 

Sorge vor Rechtspopulismus

„Wenn hier jetzt einfach eine Verlängerung bis 31. Dezember 2022 beschlossen wird, dann wird die Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit von Beschlüssen massiv in Frage gestellt“, machte Bärbel Kehl-Maurer ihre Ablehnung deutlich. Besser wäre es gewesen, so die die SPD-Fraktionschefin, zuerst mit den Bürgern im Roßdorf zu sprechen, bevor ein solcher Vorschlag eingebracht wird. „So jedoch wird das Vertrauen der Bürger in die Stadtverwaltung und in den Gemeinderat stark beschädigt.“ Frank Staffa (NT 14) formulierte es so: „Wir haben unser Wort gegeben: drei Jahre und nicht länger.“ Wer dieses breche, müsse sich über den Zulauf von Rechtspopulisten nicht wundern, mahnten Kritiker des Verwaltungsvorschlags. Zur Erinnerung: bei der Landtagswahl im März 2016 kam die AfD im Roßdorf auf einen Stimmenanteil von knapp 34 Prozent.

Ebenso wie die SPD sind auch die Freien Wähler wegen einer Hochspannungsleitung, die direkt über den Containern verläuft, dort gegen eine langfristige Unterbringung. Befürchtet werden Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Felder. Der Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD) hingegen stützt sich auf ein Tüv-Gutachten, wonach die Grenzwerte unter der 380 000-Volt-Leitung weit unterschritten sind.

Flüchtlinge sollen dezentral verteilt werden

„Warum muss man in dieses Wespennest noch einmal hineinstechen?“, fragte Olivia von der Dellen (Nürtinger Liste/Grüne) mit Blick auf die Nanzwiese. Die Antwort darauf gab die Sozialbürgermeisterin Annette Bürkner. Das erklärte Ziel der Stadt sei es, eine Getto-Bildung zu vermeiden und Flüchtlinge zur besseren Integration dezentral und möglichst gerecht auf das Stadtgebiet zu verteilen. Nach wie vor sei Wohnraum nicht nur für anerkannte Flüchtlinge, sondern auch für die wachsende Zahl von Obdachlosen Mangelware. Die Verwaltung verweist auch auf die Anstrengungen anderer Stadtteile bei der Anschlussunterbringung. In Zizishausen etwa ist für eine Container-Lösung ebenfalls eine Verlängerung vorgesehen.

Verwaltung: potenzielle Alternativstandorte sind ungeeignet

Im Roßdorf seien 17 Alternativstandorte untersucht worden, jedoch wurde keiner davon für geeignet befunden. Deshalb ist für Thaddäus Kunzmann (CDU) eine Verlängerung auf der Nanzwiese „das Normalste der Welt“ – bis eine langfristige Lösung gefunden werde. Eine solche holte OB Heirich in Form der ursprünglichen Idee der Verwaltung jetzt wieder aus der Schublade. Erneut schlägt er die Bebauung der Nanzwiese mit festen Wohneinheiten vor. Genau dagegen waren viele Roßdorfer vor drei Jahren Sturm gelaufen.