Am Samstag haben rund 400 Menschen gegen die Hotelbaupläne am Neckar unterschrieben. Eine Bürgerinitiative will deutlich mehr als 2100 Unterschriften sammeln. Diese sind notwendig, um einen Bürgerentscheid herbeizuführen.

Nürtingen - Die Bürgerinitiative „Nürtingen am Neckar“ ist mit dem Auftakt ihrer Aktion zufrieden. Mehr als 400 Menschen haben am Samstag auf dem Wochenmarkt mit ihrer Unterschrift Unterstützung für das Bürgerbegehren Westlicher Neckar signalisiert. Das Begehren richtet sich gegen den vom Gemeinderat am 14. November beschlossenen Verkauf von rund 2300 Quadratmetern Fläche am Neckar an einen Hotelinvestor. Bis zum 24. Februar will die Initiative 2100 Unterschriften gesammelt haben. Diese Zahl – sieben Prozent der Wahlberechtigten – ist nötig für einen Bürgerentscheid.

 

Warnung vor einer „Bausünde am Neckar“

Der Reutlinger Hotelier Hans-Joachim Neveling plant auf Höhe der Fischtreppe ein Haus mit 82 Betten. Vorgesehen sind auch eine Terrasse zum Neckar hin und ein Biergarten in Nachbarschaft zur Freien Kunstakademie. Das Vorhaben gefällt in der Stadt jedoch längst nicht allen. Der Fluss würde zugebaut und die öffentliche Zugänglichkeit des Neckars eingeschränkt – das sind die wichtigsten Einwände gegen die Baupläne am Neckar. Auch die Architektur wird beanstandet, Kritiker warnen vor einer städtebaulichen Fehlentwicklung am Neckar. „Keine Bausünde am Neckar“ steht folglich auf einem der Plakate, mit denen die Bürgerinitiative um Unterstützung wirbt.

Einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens ist Dieter Braunmüller. Der ehemalige Stadtrat und langjährige Vorsitzende der Fraktion Nürtinger Liste/Grüne ist zuversichtlich, die erforderlichen Unterschriften zusammenzubringen. Auch an den nächsten fünf Samstagen wird die Initiative jeweils von 8 bis 12 Uhr mit ihrem Stand auf dem Wochenmarkt vertreten sein. „Großartig, das war ein guter und sehr erfolgversprechender Einstieg“, so wertet Dieter Braunmüller den Start am vergangenen Samstag. Die Initiative werde in den nächsten Tagen die Listen unters Volk bringen, um auch jene zu erreichen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht auf den Nürtinger Wochenmarkt kommen.

Initiative sieht Vision einer „grünen Stadt am Fluss“ in Gefahr

Unter den Kritikern der Hotelpläne gibt es auch manche, die sich ein kleineres Haus vorstellen könnten, damit mehr öffentliche Fläche am Neckar übrig bleibt. Der Investor indessen verweist darauf, dass sich sein finanzielles Engagement am Ende rechnen muss. Seitens der Hotelkritiker wird auch auf das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs verwiesen. Der Siegerentwurf sieht dort, wo jetzt das Hotel geplant ist, vier Wohnhäuser vor. Von einer Bebauung in Richtung Fluss sieht der Entwurf aber ab. Die Bürgerinitiative ruft weiter das Nürtinger Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK in Erinnerung. In diesem Prozess haben sich 64 Prozent der beteiligten Bürger für das Leitbild einer „grünen Stadt am Fluss“ ausgesprochen. Diese Vision sieht die Bürgerinitiative nun bedroht.

Sollte es am Ende in Sachen Hotel zu einem Bürgerentscheid kommen, wäre dies in Nürtingen der zweite binnen kurzer Zeit. Erst im Juni stimmten die Bürger über Standorte für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen ab. Die Initiative, die sich gegen den Bau von Unterkünften in Reudern und in der Braike wandte, scheiterte indessen, weil sie das geforderte Quorum von 20 Prozent verfehlte. Damals stimmten 5657 Bürger gegen die Baupläne, das waren 18 Prozent der Wahlberechtigten. Ein Bürgerentscheid wurde in Nürtingen auch vor zehn Jahren angestrebt. Stein des Anstoßes damals war das geplante Großlager von Hugo Boss. Der Gemeinderat lehnte das Begehren aber als nicht zulässig ab.

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