Das zweitägige Spektakel am Fluss ist aus der Sicht des Gemeinderats zwar schön, aber zu teuer. Deshalb muss die Verwaltung nun nachbessern und eine abgespeckte Variante vorlegen. In zwei Wochen soll erneut beraten werden.

Nürtingen - Die beiden Nürtinger Stadtfeste am Neckar in den Jahren 2013 und 2015 sind bei den Bürgern sehr gut angekommen. Ob es auch im kommenden Jahr wieder ein Neckarfest geben wird, das Nürtingen zu der viel beschworenen „Stadt am Fluss“ macht, ist allerdings fraglich. Ein Zuschussbedarf beim vergangenen Neckarfest in Höhe von rund 73 000 Euro hat den Gemeinderat jetzt davor zurückschrecken lassen, der Kalkulation für das nächste Jahr zuzustimmen. Dem im Rathaus für das Fest zuständige Amt für Stadtmarketing, Wirtschaft und Tourismus gab das Gremium als Hausaufgabe mit, den städtischen Zuschuss zu reduzieren. In zwei Wochen soll dann erneut beraten werden.

 

Die Bühnen und die Technik kosten viel Geld

Vor allem der wachsende Schuldenberg der Stadt Nürtingen hat dem Gemeinderat die Zustimmung zu einer Neuauflage des Festes – zumindest im vorgesehenen Rahmen – unmöglich gemacht. „Dieser Aufwand ist bei der derzeitigen Haushaltslage nicht vertretbar“, kommentierte Dieter Braunmüller (Nürtinger Liste/Grüne) den Antrag des Amts für Stadtmarketing. „Eigentlich müsste die Verwaltung von sich aus die Reißleine ziehen oder einen Deckungsvorschlag vorlegen“, sagte Braunmüller weiter und forderte für seine Fraktion einen Kostendeckel von 30 000 Euro.

Die Amtsleiterin Bärbel Igel-Goll deutete mit Blick auf die nächste Gemeinderatssitzung am 26. Juli an, dass bei den Bühnen und der Bühnentechnik Abstriche möglich sein könnten. Allein dieser Posten hat beim Fest 2015 mit knapp 20 000 Euro zu Buche geschlagen. Erhebliche Kosten hat auch das Abendprogramm mit rund 18 000 Euro verursacht. Dass für die Nürtinger Vereine, die beim Neckarfest für die Bewirtung sorgen, unter dem Strich lediglich rund 29 000 Euro übrig geblieben sind, löste beim Fraktionschef der Freien Wähler Otto Unger, Unverständnis aus.

Vor vier Jahren stand das Fest der Vereine schon vor dem Aus

Fast wäre das Stadtfest der Vereine vor vier Jahren samt seiner rund 30-jährigen Geschichte zu Grabe getragen worden. Die Konzeption war überholt und für viele Vereine hatte sich der Einsatz kaum noch gelohnt. Dann konzipierte eine Arbeitsgruppe aus Stadtverwaltung und Vereinen das Stadtfest neu. So wurde das Hauptproblem „Geld“ dadurch gelöst, dass die Stadt die Kosten für die Bands übernahm und außerdem alle Vereine in eine Kasse wirtschaften, aus der die Einnahmen am Schluss nach einem gemeinsam festgelegten Schlüssel wieder verteilt wurden. Damit hatte kein Verein mehr Standort- oder Tageszeitnachteile. Denn Vereine, die mit ihren Ständen einen Plätz abseits der Besucherströme erwischt hatten, hatten beim alten Konzept stets das Nachsehen gehabt.

Nach der Premiere und der zweiten Auflage vor zwei Jahren zogen dann alle Beteiligten eine positive Bilanz. Es hatte ein Sportprogramm mit Angeboten wie Standup-Paddeln, Weitspritzen und Bogenschießen gegeben. Auf mehreren Bühnen bestritten Bands verschiedener Stilrichtungen das Musikprogramm. Ebenso abwechslungsreich war das kulinarische Angebot bei den bisherigen Neckarfesten. Die Neukonzeption schien sich zu bewähren. Jetzt allerdings steht das Nürtinger Stadtfest wegen der Finanzen auf der Kippe.