Weil er sich den Kommunisten zuwendet, gerät der angehende Nürtinger Jurist Ernst Planck 1933 ins Visier der Nationalsozialisten.

Nürtingen - Vor anderthalb Jahren hat die Nürtinger Gedenkinitiative für die Opfer der NS-Herrschaft an Paula Planck erinnert. Jetzt erinnert sie am Denk-Ort an der Kreuzkirche an ihren Sohn Ernst Planck, der genau wie seine Mutter ins Visier der Nazis geraten war.

 

„Früh übertrug sich die politische Leidenschaft seiner Mutter Paula auf ihn“, schreibt Annette Planck von der Gedenkinitiative über ihren Vater. Zunächst war er Mitglied im republikanischen Jugendbund. Weil er überzeugt war, dass der einzige beachtliche Widerstand gegen die Rechte von links kam, habe es ihn „nach links gedrängt“. Ernst Planck trat schließlich der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei.

Auch die Mutter kommt ins Konzentrationslager

Der 1907 geborene Ernst Planck legte sein juristisches Staatsexamen ab und war dann von 1930 an Referendar beim Amtsgericht Nürtingen. Seine politischen Aktivitäten beäugte man dort sehr argwöhnisch. Nach der Machtergreifung Hitlers trat die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat . . . zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte“ in Kraft. Damit war Ernst Plancks berufliche Laufbahn erst einmal zu Ende. Am 20. März 1933 wurde er in das neu eingerichtete Konzentrationslager Heuberg verbracht. Seine Mutter Paula übrigens, eine Pazifistin und die erste Frau im Nürtinger Gemeinderat, die sich den Mund nicht verbieten ließ, wurde nur einen Monat später ins Frauenkonzentrationslager Gotteszell bei Schwäbisch Gmünd gebracht, das sie im Juni wieder verlassen konnte.

Ernst Planck kam am 7. November 1933 aus dem Konzentrationslager wieder frei. Ohne Berufsabschluss, die Schreibmaschine beschlagnahmt, kam er von Juni 1934 an als eine Art Hilfsarbeiter in einem Stuttgarter Anwaltsbüro unter – „mit einem Lohn, der kaum über die Kosten der Bahnfahrkarte nach Stuttgart hinausging“, wie Annette Planck schreibt. Ende 1942 wurde Ernst Planck zum Militärdienst einberufen, kehrte aber im Sommer 1945 zurück. Er arbeitete fortan als Amtsanwalt und holte im Frühjahr 1946 das zweite Staatsexamen nach. Zunächst als Staatsanwalt eingesetzt, wurde er alsbald für die Entnazifizierung als Spruchkammervorsitzender dienstverpflichtet.

Die alten Eliten behaupten ihre führenden Positionen

„Sein Ziel war, den Ereignissen gerecht zu werden, nicht zuzulassen, dass an den Schaltstellen sitzende Nationalsozialisten und Amtsträger oder gut mit dem Regime kooperierende und profitierende Unternehmer ihre Verantwortung unehrlich und feige auf andere abschieben“, so Annette Planck. Das gelang nur teilweise, denn die politischen Ziele änderten sich: Die Wirtschaft sollte wieder zum Laufen kommen, dafür brauchte man möglichst rasch die alten Profis, die jedoch überwiegend durch NS-Mitarbeit belastet waren.

„Für Ernst Planck war es schwer erträglich, dass dadurch immer mehr Beschuldigte am Ende kaum belangt wurden, während andere, die sich weit weniger hatten zuschulden kommen lassen, entsprechend ihrer Verurteilung im Arbeitslager bleiben mussten.“ Von 1948 an arbeitete Ernst Planck als Richter beim Landgericht, später beim Oberlandesgericht Stuttgart. Im Alter von fast 97 Jahren starb Ernst Planck 2004 in Nürtingen.