Asyl - Ein Mensch flüchtet nach Deutschland. In das Land, in dem er 1993 geboren wurde und in dem er die ersten acht Jahre seines Lebens verbracht hat. Im Jahr 2001 hat er Deutschland mit seinen Eltern verlassen – freiwillig. Als Mitglied einer ethnischen Minderheit aber ist er in Mazedonien gedemütigt, drangsaliert und misshandelt worden. Er kehrt zurück, jetzt als Asylbewerber. In das Land, von dem er sich Schutz und eine Lebensperspektive erhofft. Dort wird er brutal niedergeschlagen und kämpft seither auf der Intensivstation eines Krankenhauses um sein Leben. Es heißt, der brutale Angriff sei Folge eines Streits um eine Frau gewesen.

 

Soweit ist es ein ganz persönliches, ein tragisches Schicksal. Es macht in erster Linie die Menschen betroffen, die sich in Nürtingen um sein Wohl gekümmert haben. Aber es zeigt auch Grenzen auf. Grenzen des Ehrenamts, das sich allein gelassen fühlt, Grenzen der überforderten hauptamtlichen Betreuer, Grenzen der Asylgesetzgebung. Für die ehrenamtlich engagierten Menschen, die sich der Belange der Asylbewerber in den unwürdigen Containerunterkünften annehmen, ist das Drama vorhersehbar gewesen. Umso bitterer ist es, dass ihre Hinweise nicht weiterverfolgt worden sind. Auch die hauptamtlichen Asylbetreuer stoßen an ihre Grenzen. Wenn sich eine Sozialpädagogin laut Personalschlüssel um 140 Flüchtlinge aus aller Herren Länder kümmern soll, bleibt zwangsläufig eine Menge auf der Strecke. Es genügt nicht, die aktuellen Versäumnisse aufzuarbeiten. Es müssen die Schnittstellen zwischen Ehrenamt und Hauptamt neu definiert werden.

Bleibt die Asylgesetzgebung: Mazedonien gilt seit dem Sommer pauschal als sicheres Herkunftsland. . .