Das Containerdorf in Nürtingen wird abgebaut. Es war eines der ersten Provisorien im Land, das im öffentlichen Raum aufgebaut worden war.

Nürtingen - Es war landesweit eines der ersten, wenn nicht sogar das erste Containerdorf, in dem Flüchtlinge im öffentlichen Raum untergebracht worden waren. Im Herbst vor vier Jahren hatte der Landkreis Esslingen die provisorischen Bauten mehr oder weniger über Nacht auf den Parkplatz der kreiseigenen Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Nürtingen gestellt. In diesen Tagen werden sie wieder abgebaut.

 

„Der Parkplatz wird wieder ein Parkplatz“ hatte der Landkreissprecher Peter Keck schon zum Jahreswechsel angekündigt. Die 50 Flüchtlinge, die zuletzt noch dort ausgeharrt hatten, waren schon vor oder kurz nach Weihnachten auf andere, besser ausgestattete Unterkünfte im Landkreis verteilt worden.

Vor viereinhalb Jahren, als die Container auf dem Parkplatz installiert worden waren, hatte der Landkreis diese Option noch nicht gehabt. Zur Aufnahme der Flüchtlinge standen allenfalls provisorisch hergerichtete Unterkünfte zur Verfügung. Deren Kapazität reichte bald nicht mehr aus, nachdem dem Landkreis immer mehr Asylsuchende aus dem landesweiten Erstaufnahmelager in Karlsruhe zur Unterbringung zugewiesen wurden. Der Befreiungsschlag auf dem Parkplatz hatte auch die Nürtinger Rathausspitze auf dem kalten Fuß erwischt. Die Kritik entzündete sich an der Tatsache, dass der Landkreis nur mit einer Woche Vorlauf über die bevorstehende Ankunft der Flüchtlinge informiert und die Stadt damit vor vollendete Tatsachen gestellt hatte.

Damals nur ein Tropfen auf dem heißen Stein

Von der benachbarten Kinderkulturwerkstatt ausgehend, bildete sich bald ein Kreis ehrenamtlicher Helfer, der versuchte, den neuen Nachbarn das Leben in den Containern erträglicher zu machen. Nachdem die 150 Plätze angesichts von monatlich mehreren Hundert zugewiesenen Flüchtlingen nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein waren, sind im nächsten Schritt die drei kreiseigenen Sporthallen in Nürtingen, Esslingen und Kirchheim belegt worden. Die beiden Hallen in Kirchheim und Nürtingen stehen nach der Sanierung wieder dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung. Bei der Turnhalle am Schulzentrum in Esslingen-Zell lohnte sich die Mühe nicht mehr. Die Halle ist inzwischen abgerissen, der erste Spatenstich für den Neubau gesetzt.

Noch einmal sollte der Landkreis Esslingen auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle Schlagzeilen machen. Ein Jahr nach der Belegung des Nürtinger Parkplatzes, am 15. Oktober 2014, verkündete der Esslinger Landrat Heinz Eininger (CDU) einen einseitigen Aufnahmestopp für Flüchtlinge. Der Landkreis habe seine Möglichkeiten ausgeschöpft, schrieb der Kreischef an die Integrationsministerin des Landes, Bilkay Öney, verbunden mit der Bitte, „die Zuweisung weiterer Personen ist mangels tatsächlicher Aufnahmemöglichkeiten ab diesem Zeitpunkt zu unterlassen.“ Der Vorstoß, obwohl er letztlich verpuffte, brachte den Landkreis bundesweit in die Schlagzeilen.