Im Nürtinger Stadtteil Klein-Tischardt sollen alle an einem Strang ziehen, damit ein zukunftsweisendes Quartier entsteht.

Nürtingen - Mit einem Spaziergang durch das Nürtinger Viertel Klein-Tischardt am Freitag, 15 Juni, beginnt nun die heiße Phase der Quartiersentwicklung im Rahmen des Landeswettbewerbs „Quartier 2020“. Interessierte Bürger sind dazu eingeladen, Stärken und Schwächen zu benennen und Ideen für ein attraktiveres Viertel zu entwickeln.

 

Bei dem Spaziergang kommt sogenannten Schlüsselpersonen eine besondere Bedeutung zu, erklärt der Leiter Bürgertreffs im Nürtinger Rathaus, Sven Singler. Dabei handelt es sich um Frauen und Männer, die in Klein-Tischardt stark verwurzelt sind und sich bestens mit den Gegebenheiten und Potenzialen vor Ort auskennen.

Jede „Schlüsselperson“ übernimmt eine Gruppe von Teilnehmern, die sich dann jeweils getrennt auf den rund zweistündigen Spaziergang durch das Viertel machen. Schließlich treffen sich die Gruppen wieder am Ruderclub, wo eine Wäscheleine aufgehängt wird für die Ideenkärtchen. Ein neues soziales Miteinander der Generationen und Kulturen, ein „gutes“ Älterwerden und Verbleib im gewohnten Lebensumfeld, nachbarschaftliche Fürsorge und Unterstützung, Teilhabe aller im Quartier, eine schnelle Integration neu Zugezogener und eine Identifikation mit dem Viertel sind die Ziele des Entwicklungsprozesses.

Künftig wird es darum gehen, möglichst viele Menschen an einen Tisch zu bringen, so dass ein neues Wir-Gefühl in Klein-Tischardt entsteht, erklärt die Geschäftsführerin des Bürgertreffs, Miriam Hohage. Ausgehend von dem Spaziergang soll eine neue Dynamik in dem Quartier entstehen. Um die Bürgerbeteiligung auf eine möglichst breite Basis zu stellen, hat die Stadt eine ganze Reihe von zentralen Akteuren eingebunden. Mit dabei sind etwa die Kirchen, die Samariterstiftung, das Stadtmuseum, das Seniorenheim Kroatenhof und die Stadtseniorenvertretung, der Ruderclub und das Kneipen-Kollektiv Silberburg.

Dass sich Nürtingen mit Klein-Tischardt für den Wettbewerb „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten“ beworben hat, kommt nicht von ungefähr. 23 Prozent des rund 2300 Bewohner zählenden Viertels hat die 60 schon überschritten, sieben Prozent sind sogar älter als 80 Jahre. Auch der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist für Nürtinger Verhältnisse hoch. 29 Prozent der Klein-Tischardter haben keinen deutschen Pass. Schließlich verändert sich derzeit die Struktur des Quartiers durch den sozialen Wohnungsbau, was die Stadtentwicklung vor besondere Herausforderungen stellt.

Die Ergebnisse der Quartiersentwicklung sollen später einmal auch für andere Stadtteile genutzt werden, erklärt der Projektbeauftragte Arno Hagelauer. Zwar biete Klein-Tischardt keine Blaupause, weil jeder Stadtteil seine Besonderheiten habe. Die Art des Vorgehens sei jedoch durchaus übertragbar. 50 000 Euro Fördermittel stehen für Klein-Tischardt zur Verfügung. Wofür genau das Geld ausgegeben werden soll, steht derzeit noch nicht fest. Der Treffpunkt für den Klein-Tischardt-Spaziergang am Freitag, 15. Juni, ist um 17.30 Uhr am Nürtinger Stadtmuseum.

2,7 Millionen Euro für 53 Projekte

Wettbewerb
An dem Landesförderprogramm des Ministeriums für Soziales und Integration haben insgesamt 147 Bewerber – Kommunen und Landkreise – teilgenommen. 53 Projekte sind in die Förderung gekommen. Insgesamt stellt das Land Baden-Württemberg dafür 2,7 Millionen Euro zur Verfügung.

Ziele
Der Wettbewerb soll Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung von Quartiersprojekten unterstützen, die Vielfalt der Quartiersideen sichtbar machen und einen Impuls zur interkommunalen Vernetzung geben.

Kommunen
Im Kreis Esslingen sind neben Nürtingen weitere Städte und Gemeinden bei dem Förderprogramm zum Zug gekommen. Ostfildern ist mit Nellingen und der Parksiedlung dabei, Filderstadt mit dem Stadtteil Sielmingen. Auch der Landkreis Esslingen wird gemeinsam mit neun kooperierenden Kommunen gefördert, darunter Leinfelden-Echterdingen, Wendlingen, Aichtal, Denkendorf, Köngen und Neckartenzlingen.