Corina Schimitzek übernimmt das Staatliche Schulamt Nürtingen in einer bildungspolitisch höchst spannenden Zeit. Sie ist die Chefin von 3800 Lehrern und verantwortlich für 40 000 Schüler.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Nürtingen - Sie ist die Chefin von 145 Schulen und 3800 Lehrkräften, die rund 40 000 Schülerinnen und Schüler an allen Schularten mit Ausnahme von Gymnasien und Werkrealschulen im Landkreis Esslingen betreuen. Seit rund einem Monat ist Corina Schimitzek die neue Leiterin des Staatlichen Schulamts Nürtingen – und damit die Nachfolgerin von Günter Klein, der nach neun Jahren in Nürtingen nun die Leitung des Landesinstituts für Schulentwicklung übernommen hat.

 

Es sind auch aus schulischer Sicht überaus spannende Zeiten, in denen Corina Schimitzek ihr neues Amt antritt. Es geht nicht nur darum, viele Real- und Werkrealschulen auf ihrem Weg zu Gemeinschaftsschulen zu beraten und zu unterstützen oder den Inklusionsgedanken Wirklichkeit werden zu lassen. Auch die Flüchtlingsproblematik wird sich zeitnah an den Schulen im Landkreis bemerkbar machen.

Viele neue Wege sind nötig

Keinen Zweifel hat Corina Schimitzek, dass es gelingen wird, die notwendigen Vorbereitungsklassen zu ermöglichen. Allerdings dürfe man von den Lehrern nicht erwarten, dass sie schwer traumatisierte Flüchtlingskinder umfänglich betreuen könnten. „Therapeutische Maßnahmen können wir nicht leisten“, sagt sie. Wenn die Kollegen an ihre Grenzen stießen, stünden aber Beratungsstellen bereit, die diese Aufgabe übernehmen könnten.

Eine noch größere Herausforderung werde auf die Schulen und alle Verantwortlichen zukommen, wenn in absehbarer Zeit viele Flüchtlinge ihre Kinder nach Deutschland holen werden. Aus ihrer Sicht ist es sinnvoll, gerade für 15- bis 17-Jährige zusammen mit dem örtlichen Handwerk und der Industrie Konzepte zu entwickeln, in denen Ausbildung und Sprachförderung zusammenkommen. Corina Schimitzek: „Wir werden in diesem Bereich noch viele neue Wege gehen müssen.“

Es gibt nur individuell richtige Lösungen

Dazu bereit ist sie auch beim Thema Inklusion. Ausdrücklich begrüßt sie es, dass die Landesregierung den Eltern die Wahl lässt, ob sie ihr Kind im geschützten Raum einer sonderpädagogischen Einrichtung betreut sehen wollen, oder ob sie sich für den inklusiven Weg an einer Regelschule entscheiden. Es gebe da, wie so oft im Leben, nur individuell richtige Lösungen.

Überhaupt plädiert die 53-jährige Schulamtsleiterin, die viele Jahre als Realschullehrerin tätig war, für ein pluralistisches Bildungssystem. „Vielfalt macht uns stark“, so lautet eine ihrer Überzeugungen und: „Wir müssen viele neue Schulformen anbieten, dürfen dabei aber die guten alten Wege nicht vernachlässigen.“ Dabei bricht sie eine Lanze für die vom Sterben bedrohten Werkrealschulen: „Für viele Kinder ist das eine richtig gute Schulart“, sagt sie. Wichtig für sie ist aber auch die Mehrzügigkeit: „Das Angebot, das ich an größeren Schulen machen kann, ist um ein Vielfaches höher, als wenn es in einem Jahrgang nur eine Klasse mit 16 Schülern gibt.“