Ein Graureiher hat sich am Beutwangsee bei Nürtingen-Neckarhausen in einer Angelschnur verfangen. Die Tierrettung Mittlerer Neckarraum hat den Vogel aus seiner aus seiner misslichen Lage befreit.

Nürtingen - Ein in Panik kreischender Graureiher versucht flügelschlagend., sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Doch die Angelschnur, in der sich der Vogel verheddert hat, wickelt sich immer enger um das sich windende Tier im Wasser.

 

Diese Szene haben Spaziergänger am Dienstagabend vom Ufer des Beutwangsees in der Nähe von Nürtingen-Neckarhausen beobachtet und daraufhin die Tierrettung Mittlerer Neckar gerufen. Deren Geschäftsführer Jürgen Völker und seine Mitarbeiterin, die Tierunfallsanitäterin Corina Knapp, rückten mit ihrem Einsatzfahrzeug an, um den Vogel aus seiner misslichen Lage zu befreien. Das sollte sich als schwieriges Unterfangen herausstellen. Der Reiher befand sich an einer schwer zugänglichen Stelle im See, der künstliche Angelköder mit zwei dreizackigen Haken – ein sogenannter Wobbler – hatte sich in seinem Gefieder verfangen. Zudem hatte sich die von einem Baum hängende Angelschnur um den linken Flügel des Tieres gewickelt.

Zweieinhalb Stunden dauert die Rettungsaktion

Im Neoprenanzug habe sich seine Kollegin bis zu dem Vogel vorgearbeitet, berichtet Jürgen Völker. Mit einem Ast sei es ihr schließlich gelungen, die Schnur samt Reiher ans Ufer zu ziehen. „In mühevoller Kleinarbeit“, so Jürgen Völker, befreiten die beiden erfahrenen Tierretter den gefiederten Patienten an Land von seinen Fesseln. Äußerst vorsichtig habe er den Haken gelöst, „um den Vogel nicht noch mehr zu verletzen“. Aber es sei nur eine kleine Wunde gewesen, die er sich zugezogen habe. Die habe nicht behandelt werden müssen. Doch sei der Graureiher durch die Befreiungsaktion einigem Stress ausgesetzt gewesen: „Er war schon sehr nervös, schließlich ist er es ja nicht gewöhnt, dass man ihm so nahe kommt.“ Nach rund zweieinhalb Stunden sei der Vogel wieder frei gewesen. „Wir konnten ihn ins Wasser setzen und er schwamm sofort weg“, freut sich Jürgen Völker über die gelungene Rettungsaktion.

Weit weniger gefällt ihm, dass ein Angler sich offenbar nicht um den verlorenen Wobbler samt Schnurstück geschert hat. Das verursache immer wieder Einsätze der Tierambulanz, wenngleich es in den meisten Fällen Schwäne seien, die durch achtlos zurück gelassene Anglerutensilien in Mitleidenschaft gezogen würden.

Haken und Schnüre müssen eingesammelt werden

Edward-Errol Jaffke, der Vorsitzende des Fischereivereins Esslingen, hat kein Verständnis für Anglerkollegen, die aus Rücksichtslosigkeit Verletzungen von Mensch und Tier riskierten. Denn im Fischereigesetz sei klar verankert, dass abgerissene Schnüre und Haken „eingesammelt werden müssen“, sagt der Experte. Freilich könne es vorkommen, dass Angler an das Material nicht mehr herankämen, weil es beispielsweise auf den Grund des Sees oder Flusses abgesunken sei oder aber hoch oben in einem Baum hänge.

Aber das sei die einzige Entschuldigung dafür, den Unrat nicht wieder mit nach Hause zu nehmen. Wer dabei erwischt werde, hier fahrlässig zu handeln, dem drohe sogar der Entzug der Anglerlizenz.