Im Streit um ein Hotel am Nürtinger Neckar sieht sich der Investor Hans-Joachim Neveling unfair behandelt. Die Bürgerinitiative Nürtingen am Neckar weist dies als haltlos zurück.

Nürtingen - Hans-Joachim Neveling gilt vielen in Nürtingen als Buhmann. Die Pläne des Reutlinger Hoteliers, zwischen der B 313 und dem Neckarufer ein Hotel zu bauen, ist in der rund 40 000 Einwohner zählenden Stadt zu einem Politikum geworden. Nachdem eine Bürgerinitiative 4701 Stimmen gegen das Vorhaben gesammelt hat, stoppte der Gemeinderat das Projekt. Jetzt meldet sich der Investor öffentlich zu Wort, um sich, so Neveling, gegen „Halbwahrheiten“ zu wehren.

 

Hotelpläne wurden abgespeckt

„Nicht ich wollte in Nürtingen ein Hotel bauen, sondern ein Bericht in der ,Nürtinger Zeitung‘ vor zweieinhalb Jahren wies darauf hin, dass in Nürtingen dringend ein Hotel fehlt, um die Gäste unterzubringen und dass schon einige Investoren abgesagt hätten. Daraufhin kamen Nürtinger Bürger und Gesellschaften, die mich kannten, auf mich zu mit der Bitte, ein Hotel zu bauen und zu betreiben“, schreibt Hans-Joachim Neveling in seiner Stellungnahme.

Aus insgesamt zehn Vorschlägen habe der Gemeinderat schließlich den Entwurf für ein Haus mit 90 Zimmern bis an den Neckarwall akzeptiert. Dagegen protestierte aber die Initiative. Ihr war das Gebäude zu groß, zudem bemängelte sie, dass zu wenig öffentlich zugängliche Freiflächen am Neckarufer übrig blieben. Daraufhin habe er als Investor die Pläne auf 60 Zimmer reduziert. Ein auf das Niveau von 2,70 Meter angehobener Biergarten gewährleiste auch künftig den Blick auf den Neckar. Denn die Initiative habe verschwiegen, so Hans-Joachim Neveling, dass der Neckarwall wegen des Hochwasserschutzes auf 2,70 Meter erhöht werden müsse. „Wie viele Änderungen sollten wir denn noch vornehmen, um sie zufrieden zu stellen?“, sagt Neveling an die Adresse der Bürgerinitiative gerichtet.

Für alternative städtebauliche Konzepte

Diese weist die Kritik des Hoteliers als haltlos zurück. „Es ist mir bekannt, dass zwei Nürtinger Handwerksunternehmer aus der Baubranche Herrn Neveling auf die Idee brachten, ein Hotel am Neckar zu bauen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt“, kontert Fritz Eisele, einer der zwei Vertrauensleute der Bürgerinitiative Nürtingen am Neckar Hans-Joachim Nevelings Kritik. Auf die seitens von Gemeinderäten gewünschte Reduzierung des Komplexes auf maximal 50 bis 60 Zimmer hat Fritz Eisele zufolge Hans-Joachim Neveling geäußert: „Wenn Sie von dieser Vorstellung nicht abrücken, kann ich jetzt gehen und das Projekt wird nicht realisiert“.

„Warum hat er seine zweimalig angedrohten Konsequenzen nicht längst gezogen? Dies wäre die Chance, einen Architekten- oder Investorenwettbewerb durchzuführen, damit endlich auch alternative städtebauliche Nutzungskonzepte für diesen sensiblen Uferbereich erarbeitet werden könnten“, sagt Fritz Eisele. Die von Anfang an vertretene Position der Bürgerinitiative für ein kleines Familienhotel in einem der Punkthäuser mit Gastronomie und Bewirtschaftung eines Biergartens habe sich bis heute nicht geändert.

Bürgerinitiative kritisiert die Form der Bürgerbeteiligung

Aus Sicht der Initiative hat sich sein Hotel im größeren Maßstab indessen erledigt, nachdem der Verkaufbeschluss an Neveling zum Bau eines Hotels wieder kassiert worden ist. Dass nun das Verwaltungsgericht Stuttgart ihren Eilantrag auf Sicherung des Bürgerbegehrens gegen ein Hotel abgelehnt hat, ist aus Sicht der Initiative nachvollziehbar. Denn die Hotelpläne seien ja nun hinfällig und damit eben auch das Bürgerbegehren. Indessen kritisiert die Initiative das Rathaus für die Art der Bürgerbeteiligung rund um die Gestaltung des Neckarufers bei der Fischtreppe. Die zufällige Auswahl von nur 30 Bürgern hält die Initiative für kein geeignetes Verfahren. Zudem moniert sie, dass das Rathaus an den Hotelplänen weiter festhalten könnte.

Wann ist ein Biergarten ein Biergarten?

Bei jeder Bebauung entlang der Neckarstraße müsse der Hochwasserschutz nach hinten an die Bebauung rücken, damit ein großzügiger Uferbereich erhalten bleibe, erklärt Fritz Eisele. Dort könne dann auch der saisonale Betrieb eines Biergartens in unmittelbarer Verbindung zum Neckar ermöglicht werden. „Eine Hotelterrasse im ersten Stock über Stellplätzen kann man nicht als ,Biergarten‘ bezeichnen. So viel zu den ,Halbwahrheiten‘ und den nur von wirtschaftlichen Interessen getriebenen Vorstellungen des Investors“, schließt Fritz Eisele seine Replik.