Der Kulturausschuss verwehrt dem Trägerverein Freies Kinderhaus eine Erhöhung von Zuschüssen. Eine Mehrheit im Gremium fordert mehr Kostentransparenz. Unterstützer des Vereins sehen in der Verweigerung jedoch eine Retourkutsche.

Nürtingen - Mit einem Defizit von insgesamt 18 000 Euro haben die Kinder-Kultur-Werkstatt (Kikuwe) und die Jugendwerkstatt auf dem Areal der Nürtinger Alten Seegrasspinnerei im Jahr 2016 abgeschlossen. Um die beiden seit längerem finanziell klammen Einrichtungen auf eine solide Basis zu stellen, hat der Trägerverein Freies Kinderhaus eine Erhöhung des städtischen Zuschusses beantragt. Doch der Kulturausschuss des Gemeinderats hat diesen Antrag knapp mit sechs zu fünf Stimmen zurückgewiesen.

 

Haushaltsrede verärgert Kollegen im Stadtrat

Die Ablehnung hat eine Vorgeschichte. Vor zwei Wochen hatte der Stadtrat und Geschäftsführer des Trägervereins, Peter Lohse (NT 14), in seiner Haushaltsrede den Zuschussbedarf der Volkshochschule hinterfragt und „eine nachvollziehbare und transparente Wirtschaftlichkeits- und Folgekostenberechnung“ eingefordert.

Bei einigen im Ratsrund kam Peter Lohses Beitrag nicht gut an. „In der Haushaltsrede von NT 14 mussten wir uns von Herrn Lohse belehren lassen“, hob Arnulf Dümmel an. Der Stadtrat der Liberalen, die gleichauf mit der CDU die zahlenmäßig stärkste Fraktion stellen, vermisste beim Zuschussantrag des Trägervereins ebendieses nachvollziehbare Zahlenwerk mit einer Darstellung von Einsparpotenzial. „Sollte man Forderungen und Ansprüche, die man an andere stellt, nicht selbst auch befolgen und einhalten?“, fragte Dümmel.

Qualität von Kinder- und Jugendeinrichtungen unbestritten

Die Ablehnung mit Stimmen der Liberalen, der CDU und der Freien Wähler stieß bei den Befürwortern des Antrags auf Unverständnis. „Es riecht nach Abrechnung. es geht nicht darum, was geleistet wird“, mutmaßte Regine Glück (Nürtinger Liste/Grüne). Die Kikuwe und die Jugendwerkstatt genießen einen sehr guten Ruf. Handwerklich-kreativ und künstlerisch tätig zu sein und mit verschiedenen Materialien zu experimentieren, ist der kulturpädagogische Ansatz der Einrichtungen. Am Sonntag, 11. März, beispielsweise gibt es von 11 bis 15 Uhr eine Ideen-Werkstatt zum Entwicklungsgebiet Bahnstadt.

Er bestreite nicht die Qualität beider Einrichtungen, versichert Arnulf Dümmel auf Nachfrage. „Sie sind dort rührig, und ich will ihre Arbeit nicht schmälern.“ Dennoch müsse es erlaubt sein, die Finanzierung zu hinterfragen. Zwar fördert der Landkreis erstmals seit dem vergangenen Jahr die Kikuwe und die Jugendwerkstatt als jugendhausähnliche Einrichtungen mit jährlich rund 35 000 Euro. Von der Stadt erhält die Kikuwe zudem jährlich 43 000 Euro, jedoch ist dieser Zuschuss seit zehn Jahren unverändert. Unter dem Strich haben beide Einrichtungen trotz der Förderung zusammen eine Finanzierungslücke von rund 30 000 Euro pro Jahr. Die Stadtverwaltung hat vorgeschlagen, den Zuschuss zwar nicht wie vom Trägerverein gewünscht auf 63 000 Euro anzuheben, jedoch um 10 000 auf 53 000 Euro zu erhöhen. Die Jugendwerkstatt sollte einen Zuschuss von 5000 Euro bekommen.

Gemeinderat entscheidet am 20. März

Er räume ein, so Arnulf Dümmel, dass er „etwas zynisch“ geworden sei. Von einer Abrechnung zu sprechen, sei aber „verfehlt“, weist der Stadtrat solche Vorwürfe zurück. Arnulf Dümmel deutet indessen ein Entgegenkommen an. Schließlich entscheidet nicht der Aussschuss, sondern der Gemeinderat in seiner Sitzung am 20. März über den Antrag. Dümmel hält dann einen „Kompromiss“ für denkbar.