In Nürtingen sind kostengünstige Wohnungen Mangelware. Das soll sich nun ändern. Die Stadt will in den nächsten zehn Jahren 280 Wohnungen erstellen.

Nürtingen - Rund 280 neue Wohnungen in den nächsten zehn Jahren: das ist das Ziel, das sich die Stadt Nürtingen jetzt gesetzt hat. Schaffen sollen den kostengünstigen Wohnraum nicht private Investoren, sondern die Kommune selbst. Die Aufgabe mit einem Volumen von rund 60 Millionen Euro wird beim städtischen Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft Nürtingen (GWN) angesiedelt. Geplant ist, dass die Kaltmiete rund ein Drittel unter der örtlichen Vergleichsmiete liegt. Dass die Mieten unterdurchschnittlich hoch sein sollen, ist auch eine Voraussetzung, um Geld aus dem Landeswohnraumförderprogramm beantragen zu können.

 

Der Wohnraum soll über Darlehen fremdfinanziert werden

Den Geschäftsplan für den Einstieg Nürtingens in den kommunalen Wohnungsbau hat der Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen ausgearbeitet. Demnach gehen die bereits vorhandenen rund 150 städtischen Wohnungen in den Betrieb ein. Diese Immobilien sowie die künftig entstehenden Wohnungen stärken das Eigenkapital der GWN, die gegenüber Kreditinstituten Sicherheiten bieten kann. Denn der kostengünstige Wohnraum soll rein über Darlehen finanziert werden. Grundsätzlich ist der städtische Eigenbetrieb aber auch in der Lage, Kooperationsmodelle mit anderen Wohnungsbauträgern einzugehen. Hierzu hat die Nürtinger Stadtverwaltung bereits Gespräche mit der Siedlungsbau Neckar-Fils, der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen und der Esslinger Wohnungsbau geführt.

Der vom Gemeinderat gefasste Grundsatzbeschluss ermöglicht es für die Zukunft, auch eine Stadtbaugesellschaft zu gründen. Diese Rechtsform hätte den Vorteil, auch andere Geschäftsfelder wie die Stadtentwicklung bearbeiten zu können. Dass der Gemeinderat zumindest vorläufig aber erst einmal die GWN mit dem Wohnungsbau betraut hat, liegt unter anderem an der Personalsituation. Im vorhandenen Eigenbetrieb sind die Kompetenzen bereits vorhanden. Allerdings will die Stadt zusätzlich Leute einstellen, damit der städtische Eigenbetrieb Nürtingen die ihm zugedachten Aufgaben gut erfüllen kann.

Vergebliche Suche nach Investoren

Dem jetzt getroffenen Beschluss zufolge wird der Nürtinger Eigenbetrieb Stadtbau aufgelöst. Dieser war vor sechs Jahren gegründet worden, um das Heim-Areal zu entwickeln. Zuvor hatte die Stadt jahrelang vergeblich versucht, Investoren für die Entwicklung des Stadtportals zu gewinnen. Notgedrungen entschied sich der Gemeinderat schließlich, das Vorhaben in Eigenregie zu verwirklichen. In den Neubau ist vor rund dreieinhalb Jahren die Industrie- und Handelskammer als Mieter eingezogen.

Die Investorensuche ist auch beim sozialen Wohnungsbau ein schwieriges Unterfangen. Dabei herrscht wie in anderen Städten auch in Nürtingen ein großer Bedarf an bezahlbaren Wohnungen. Praktisch täglich rufen auf dem Nürtinger Rathaus Menschen an, die ein bescheidenes Budget haben und dringend eine Wohnung suchen. Die Liste von Interessenten, die auf eine Wohnung warten, ist lang. Verschärft worden ist die Situation durch die Ankunft von Flüchtlingen, die ebenfalls auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind. Unter anderem hat die Stadt darauf gehofft, dass private Investoren Baulücken schließen und Wohnraum schaffen. Doch das Potenzial ist hier begrenzt. Deshalb hat sich nun die Stadt zum Handeln entschlossen.