Mit klaren Botschaften und vielen Unterschriften soll die Schließung der Jugendkunstschule verhindert werden. Bei einer Kundgebung vor der Stadthalle fordern Alt und Jung die Erhaltung der mehr als 20 Jahre alten Einrichtung.

Nürtingen - Kunst und Kultur gehören zur Grundversorgung und sind kein Luxus.“ Mit diesen Worten hat Rolf Wenhardt der Jugendkunstschule Nürtingen seine Solidarität bekundet. Der Präsident des Landesverbands Amateurtheater Baden-Württemberg ist einer der Redner gewesen, die am Samstag vor der Nürtinger Stadthalle K3N ihren Unmut über die beabsichtigte Schließung der Jugendkunstschule kundgetan haben.

 

Der Festplatz wird zur Plattform des Protests

Trotz eisiger Kälte hatten sich dort am Vormittag mehrere Hundert Kinder und Erwachsene versammelt. Mit Plakaten und einer Unterschriftenaktion wollen sie die Schließung der Jugendkunstschule verhindern. „Mein iPhone hat leider keine Zirkus-App“ und „Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“, war da auf Transparenten zu lesen, oder „Kunst ist kein Goldesel, aber Gold wert“.

„Normalerweise treffen wir uns auf diesem Platz zum Feiern, doch manchmal muss man auch einfach mal zeigen, dass man nicht mit allem einverstanden ist, was die Stadt beschließt“, leitete der Nürtinger Hannes Wezel die Kundgebung ein. Zahlreiche Kooperationspartner der Musik- und Jugendkunstschule – wie die Gymnasien, die Stadtkapelle, die Grundschulen und die Kindergärten – haben sich auf der Kundgebung zu Wort gemeldet. Sie waren sich einig: Die Schulen im Ort brauchen die Unterstützung der Kunstschule. Die musikalische und künstlerische Erziehung sei eine hohe qualitative Maßnahme zur Entwicklung der Kinder. Talente fördern, Neugierde wecken und Heranwachsenden helfen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln – das sind einige der Aufgaben der Musik- und Jugendkunstschule.

Landesverband der Kunstschulen appelliert an die Stadt

„Sollten die geplanten Einsparmaßnahmen Realität werden, würden zentrale Grundpfeiler der Nürtinger Kultur- und Bildungslandschaft zerstört werden“, so lautet die Kernaussage der Schulleitung und des Kollegiums. „Wir bitten die Entscheidungsträger der Stadt Nürtingen, die Jugendkunstschule auszubauen, anstatt sie zu schließen“, lautet auch der Appell des Landesverbandes der Kunstschulen.

Am Dienstag wird der Gemeinderat entweder das Ende der Kunstschule besiegeln oder aber die Weichen auf Zukunft stellen. Um ihren in Schieflage geratenen Haushalt zu konsolidieren, sieht sich die Stadt zu Einschnitten gezwungen. Sie hat eine Beraterfirma beauftragt, Einsparpotenziale aufzuzeigen. Die Einsparungen durch die Jugendkunstschule würden sich auf 120 000 Euro pro Jahr belaufen.

Hanna, eine Schülerin der Theaterklasse, hat seit mehreren Tagen mit Freundinnen Unterschriften gegen die Schließung der Kunstschule gesammelt. Bereits 900 Menschen haben innerhalb von einer Woche unterzeichnet. Die Signaturen sollen nun dem Gemeinderat übergeben werden.