Eine Sonderausstellung im Nürtinger Stadtmuseum widmet sich den „Helden der Kinderzimmer“: Herzstück sind Original-Illustrationen aus „Räuber Hotzenplotz“, „Jim Knopf“ und dem „Kleinen Gespenst.“

Nürtingen - Die Erwachsenen erwartet ein Wiedersehen mit alten Freunden. Den großmäuligen Räuber Hotzenplotz, das kleine Gespenst oder Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer, mag man lange nicht gesehen haben. Aber selbst nach Jahrzehnten der Trennung fühlt es sich an, als wären sie immer da gewesen.

 

Im Nürtinger Stadtmuseum sind sie alle versammelt, diese „Helden der Kinderzimmer“ aus den Büchern Otfried Preußlers und Michael Endes in der gleichnamigen Ausstellung. Das Herzstück sowie der Anlass der Schau sind die Illustrationen von Franz Josef Tripp, dem Mann, der den drei Büchern ihr wohlbekanntes Gesicht verliehen hat. Sein Sohn Jan Peter Tripp hat die Originalzeichnungen koloriert und sie dem Museum ausgeliehen.

Mehr als Nostalgie

Übersetzungen aus aller Herren Länder, Spielzeug und Merchandising-Artikel zu den Büchern ergänzen die Ausstellung. Das Naturtheater Grötzingen stellt dem Museum Requisiten aus seiner Hotzenplotz-Aufführung zur Verfügung. Und nicht zuletzt hat sich die Belegschaft des Museums ins Zeug gelegt, um selbst Attraktionen zu bauen, die besonders den Kindern gefallen dürften. Auf einem zur Lokomotive umgebauten Dreirad können die Kleinen durch ein Labyrinth fahren, während die Eltern in Kindheitserinnerungen schwelgen. Auch die große Lokomotive Emma steht zum Einsteigen bereit.

„Wir wollten mehr machen als eine Buchausstellung und mehr bieten als nur Nostalgie“, sagt Angela Wagner-Gnan, die Leiterin des Nürtinger Stadtmuseums. Die Ausstellung richte sich an alle, Groß wie Klein, vor allem aber natürlich an Familien. Denn, das wisse man auch ohne museumspädagogische Ausbildung, Kinder wollten Dinge anfassen und selbermachen, statt immer nur zu schauen.

Kinder sollen im Museum auf den Geschmack kommen

Trotz der liebevollen Gestaltung dürften aber eher Kinder die Begleitung der Nostalgiker sein als umgekehrt. Denn die Vielfalt der ausländischen Bücher in den Schaukästen fasziniert wohl mehr den erwachsenen Besucher, und selbst für die Illustrationen brauchen die Kleinen jemanden, der sie zum Anschauen emporhebt.

„Ideal wäre, wenn der Vater sich hier über die Erinnerung an die eigene Kindheit freut und der Nachwuchs auch auf den Geschmack kommt und sich zuhause vorlesen lässt“, sagt die Nürtinger Bürgermeisterin Claudia Grau. Denn dass Kinder aus den Werken Preußlers und Endes einiges lernen können, da ist sich die Kulturbürgermeisterin mit Angela Wagner-Gnan einig.

Mutmach-Geschichten, in denen das Gute siegt

Für die Museumsleiterin ist gerade der Räuber Hotzenplotz genau der richtige, um Kinder mit dem Thema Angst zu konfrontieren und ihnen klarzumachen, dass man Ängste besiegen kann. „Mit solchen Kinderbüchern kann man Kindern zeigen: Das Leben kann ganz schön krass sein, aber du kannst das schaffen“, sagt Wagner-Gnan. Wie am Ende trotz aller Bösewichte die Schwachen, aber Guten triumphierten, das mache ganz einfach Mut.

Obwohl Otfried Preußlers Kasperlegeschichte um den gerissenen Räuber in diesem Jahr den 50. Geburtstag feiert, liegt der Fokus der Ausstellung indes auf Jim Knopf und dem Lummerland. Aus ganz pragmatischen Gründen, wie Wagner-Gnan erklärt: „Dazu gab es einfach am meisten Material.“

Wiedersehen mit Jim Knopf

Zeiten:
Die Ausstellung ist vom 2. Dezember 2012 bis zum 3. März 2013 im Stadtmuseum Nürtingen, Wörthstraße 1, zu sehen. Außer montags hat das Museum in dieser Zeit zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.