Beim Silvesterwiegen messen sich politische und gesellschaftliche Schwergewichte. Ministerpräsident Winfried Kretschmann liegt im Trend – er hat abgenommen.

Nürtingen - Er hat abgenommen. Vier Pfund weniger als noch vor einem Jahr brachte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) beim traditionellen Silvesterwiegen in der Nürtinger Stadthalle mit. Es könnten die Koalitionsverhandlungen oder die Aufregung um die kürzlich geborene Enkelin sein, die beim Ministerpräsidenten die Pfunde purzeln ließen, spekulierte der Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD).

 

Highland-Games-Athlet bringt am meisten Gewicht auf Waage

Mit seiner Gewichtsabnahme befindet sich Kretschmann in guter Gesellschaft. Das durchschnittliche Gesamtgewicht sei leicht auf 159 Pfund gesunken, konstatierte Heirich während seiner launigen Analyse der Ergebnisse. Im vergangenen Jahr brachten die Teilnehmer beim Silvesterwiegen noch durchschnittlich 162 Pfund auf die alte Sackwaage. Insgesamt wurde 2017 ein Gesamtgewicht von fast 17 000 Pfund gemessen.

Ebenfalls deutlich an Gewicht verloren hat der mit 283 Pfund immer noch schwerste Mann. Der Stadtrat Andreas Deuschle (CDU), der braun gebrannt und in T-Shirt frisch aus seinem Urlaub in der Dominikanischen Republik zum Silvesterwiegen kam, hat im Vorjahresvergleich 27 Pfund abgenommen und damit gleich zwei erste Plätze belegt: einmal als schwerster Mann und einmal als größter Ausreißer nach unten. Ein weiterer Superlativ gebührt Deuschle. Der frühere Kugelstoßer und aktive Highland-Games-Athlet ist auch der muskulöseste Teilnehmer im Feld.

Spende kommt Schüler-Frühstück zugute

Mit 274 Pfund bleibt der Pastoralreferent Marcel Holzbauer dem amtierenden schwersten Mann dicht auf den Fersen. Allerdings zeigte auch bei Holzbauer die Gewichtsentwicklung im vergangenen Jahr klar nach unten. Er brachte 14 Pfund weniger auf die Waage als 2016. Die Zahl der Menschen, die sich am Silvestervormittag auf die Sackwaage wagten, war mit 105 geringfügig kleiner als im Vorjahr. Damals waren es 111 Honoratioren aus Politik, Verwaltung, Gesellschaft, dem örtlichen Vereinsleben und der Geschäftswelt, die der Einladung der Stadt gefolgt waren. Die Frauen sind bei dieser Traditionsveranstaltung seit jeher deutlich unterrepräsentiert. In diesem Jahr waren es lediglich 23 Damen, die sich trauten.

Von den Spenden, die nach dem Wiegen zu tätigen waren, wird in diesem Jahr das Schülerfrühstück an der Theodor-Eisenlohr-Schule, einem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, finanziell unterstützt. Es seien knapp 500 Euro zusammengekommen, freute sich Otmar Heirich über das Spendenaufkommen.

Der Ursprung des Wiegens liegt weit in der Vergangenheit

Während die Besucher beim Weißwurstfrühstück auf die Zusammenfassung der Ergebnisse warteten, ritt der Oberbürgermeister im Schweinsgalopp und mit Hilfe einer bilderreichen Präsentation durch die Höhepunkte des Stadtlebens im ausklingenden Jahr. Von den Neubauprojekten wie dem Kindergarten in Raidwangen über die Ansiedelung neuer Unternehmen im Gewerbegebiet Großer Forst bis hin zur Integration von Geflüchteten, Hochwasserschutz und Schlaglichtern auf Kulturveranstaltungen reichten dabei die Ausführungen des Rathauschefs.

Die Tradition des Nürtinger Silvesterwiegens geht zurück bis ins Jahr 1832. Der Ursprung des Brauchs soll aber noch viel älter sein. Es existiert die Legende, dass sich einst der Graf Zeppelin mit einigen Honoratioren der Stadt in der Weinstube zum Schlossberg zu einem Trinkgelage getroffen habe. Der Graf habe gewettet, dass er mit seinem Pferd die engen Stäffele hinunterreiten könne. Dieses Kunststück sei ihm gelungen, und im Gegenzug mussten sich die Honoratioren wiegen lassen und dafür etwas spendieren. Später wurde das Wiegen beibehalten.