Auf dem Nürtinger Schillerplatz sollen fünf Bäume weichen. Dagegen haben mehr als 1000 Bürger unterschrieben. Laut einem Gutachten haben Robinien ohnehin kein lange Lebensdauer mehr.

Nürtingen - „Finger weg von diesen Bäumen“ – diese Forderung steht auf einem Ordner mit 1048 Unterschriften, die die Nürtinger SPD dem Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD) übergeben hat. Gemeint sind die Bäume, die im Zuge der geplanten Umgestaltung des Schillerplatzes geopfert werden sollen. Damit wollen sich viele Bürger nicht abfinden, und deshalb haben Einheimische wie auswärtige Besucher des Wochenmarkts auf dem Schillerplatz an zwei Samstagen fleißig unterschrieben.

 

Bäume sind als Schattenspender beliebt

Die anvisierte Abholzung treibt viele Menschen in der Hölderlinstadt um. In Leserbriefen an die Lokalzeitung machen Bürger bereits seit Monaten ihrem Unmut Luft. Von einem drohenden „Kahlschlag“ ist da unter anderem die Rede. Warum sollen die Bäume an der Kreuzkirche stehen bleiben? Der eben erst zu Ende gegangene Sommer liefert eine überzeugende Argumentationshilfe für jene, die an den 50 bis 60 Jahre alten Bäumen festhalten wollen. Gerade bei heißen Temperaturen sind die Schatten spendenden Bäume gerade auch für ältere Menschen ein willkommener Rückzugsort, um den Kreislauf zu schonen.

Zwar sehen die Pläne der Planungsgesellschaft Bresch, Henne, Mühlinghaus (BHM) Neupflanzungen von Bäumen an anderen Stellen, beispielsweise bei der Bushaltestelle an der Frickenhäuser Straße vor. Das beruhigt jedoch die Gemüter nicht. „Wie jung muss man denn sein, um noch zu erleben, dass diese Neupflanzungen den Schatten spenden, den wir alle bei den wiederkehrenden Hitzewellen dringend brauchen?“, fragt sich ein Leserbriefschreiber. Generell sorgen sich viele Bürger wegen des Verlusts von Stadtgrün – gerade mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels.

Die Bäume verstellen den Blick auf die Kreuzkirche

Würden die Bäume wie vorgesehen tatsächlich gefällt, würde dadurch der Blick auf die stadtbildprägende Kreuzkirche frei, die als Konzert-, Ausstellungs- und Veranstaltungsort eine zentrale Rolle spielt. Vom Ochsenbrunnen aus gesehen wird die Kirche von den Bäumen kaschiert. Vor allem der Kirchturm soll freigestellt werden. Ein wichtiges Argument für den Einsatz der Motorsäge ist zudem der Zustand der Bäume. Drei der fünf „Kandidaten“ fehlt es laut einem Gutachter an der nötigen Vitalität, zwei Robinien beispielsweise werden gerade einmal noch fünf Jahre Lebenszeit gegeben, insgesamt liegt die Lebenserwartung der fünf Bäume dem Gutachten zufolge zwischen fünf und 20 Jahren. Als Ausgleich für die wegfallenden Bäume sollen Gleditschien, sogenannte „Zukunftsbäume“, gepflanzt werden. Am Samstag, 29. September, gibt es auf Einladung der SPD um 14 Uhr eine Führung mit dem Baumexperten Thomas Hettinger, der dabei auf den Zustand der Bäume eingehen wird.

Zweiter Bauabschnitt kostet 3,6 Millionen Euro

Die Planungen für den Schillerplatz sind Teil des zweiten Bauabschnitts der Nürtinger Innenstadtsanierung. Die Kosten dafür werden auf insgesamt 3,6 Millionen Euro beziffert. Zunächst war überlegt worden, diese Investition zu schieben. Doch die Geschäftsleute versprechen sich von der Maßnahme eine Belebung der Innenstadt. Vorgeschlagen ist auch eine Sanierung und Modifizierung des Ochsenbrunnens, der für den Schillerplatz ebenfalls prägend ist.