Der Landkreis hat das Psychiatriegelände an eine Stuttgarter Immobilienfirma verkauft. Der Investor will auf dem Areal in anderthalb Jahren mit der Schaffung von Wohnraum beginnen. Dabei soll es auch Platz für Sozialwohnungen geben.

Nürtingen - Sechs Jahre hat der Landkreis Esslingen warten müssen. Nun ist die Tinte unter dem Vertrag trocken und das Psychiatriegelände in Nürtingen veräußert. Sobald die psychiatrische Abteilung der Kreiskliniken wie bereits beschlossen von Nürtingen nach Kirchheim umgezogen ist, will die neue Eigentümerin des Areals am Nürtinger Neckar, die BPD Immobilienentwicklung, ein umfangreiches Wohnbauprojekt in Angriff nehmen.

 

Entwurf wird am 3. Dezember beraten

Für das Gelände hatte der Landkreis einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt, aus dem die Nürtinger Architektenwerkgemeinschaft Weinbrenner-Single-Arabzadeh siegreich hervorging. Dieser Entwurf, erklärt Rainer Beitlich, gelte weiterhin. „Auf der Basis baut natürlich alles auf“, sagt der BPD-Projektentwickler. Mit Blick auf den Hochwasser- und den Brandschutz werde es jedoch Modifikationen an den Plänen geben. Die überarbeitete Fassung soll am 3. Dezember im Nürtinger Gestaltungsbeirat wohl im nichtöffentlichen Teil der Sitzung vorgestellt werden.

Bereits vor zweieinhalb Jahren hatte der Gestaltungsbeirat, der dem Rathaus in städtebaulichen Angelegenheiten zur Seite steht, zu dem Entwurf Stellung genommen und grundsätzlich Zustimmung signalisiert. Der Plan der Nürtinger Architekten sieht auf dem rund 1,5 Hektar großen Areal zwischen dem Neckar und der B 313 den Bau von rund 90 Wohnungen vor.

Mix aus Eigentums- und Mietwohnungen

Vorgeschlagen sind vier weitgehend aneinandergereihte mehrstöckige Gebäude, die zur Bundesstraße hin einen Riegel bilden, um das Quartier gegen den Straßenlärm abzuschirmen. In Richtung Neckar sind fünf Punkthäuser geplant. Um Platz zu schaffen, ist ein Teil der Bestandsgebäude dem Abriss geweiht. Erhalten bleiben sollen indessen eine denkmalgeschützte Kapelle und das frühere Siechenhaus. Ein parkartiger Innenbereich soll das Quartier zu einem attraktiven Ambiente machen.

Rainer Beitlich zufolge wird es einen Mix aus Eigentums- und Mietwohnungen geben. Ein Teil davon werde unter die Kategorie sozialer Wohnungsbau fallen. Diese Zielsetzung deckt sich mit den Wünschen der Stadt Nürtingen. Unter dem Eindruck der Zuwanderung von Menschen aus den Kriegsgebieten im Nahen und Mittleren Osten sucht das Rathaus händeringend nach bezahlbarem Wohnraum für Flüchtlinge und andere Bevölkerungsgruppen mit einem begrenztem Einkommen.

Keine Zwischennutzung für Flüchtlinge

Der Stuttgarter Investor will mit einer Umsetzung der Pläne zügig beginnen. Das Ziel von BPD sei es, so Rainer Beitlich, noch in der ersten Hälfte des Jahres 2017 loszulegen. Den Bebauungsplan für das Psychiatriegelände hat der Nürtinger Gemeinderat zwar noch nicht beschlossen. Allerdings ist das Verfahren bereits weit vorangeschritten, nicht zuletzt auch dank der Unterstützung der Landkreisverwaltung, wie der Sprecher des Esslinger Landratsamts, Peter Keck, betont.

In Nürtingen fragen sich manche Bürger, ob die Gebäude auf dem Psychiatriegelände nicht erhalten und zumindest eine Zeit lang für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden könnten. Das Areal sei europaweit ausgeschrieben worden und man könne nun nicht einfach das ganze Verfahren über den Haufen werfen, erklärt dazu Peter Keck.

Stillschweigen über den Kaufpreis

Der Erlös aus dem Verkauf des Geländes trage zur Refinanzierung von Investitionen in die Kreiskliniken bei. Allein der Neubau auf dem Nürtinger Säer hat den Landkreis 108 Millionen Euro gekostet. Über den Kaufpreis des Psychiatriegeländes haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.